Seite:OberamtCalw 181.jpg

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bildet, das sich bald mit dem Kollbachthal vereinigt. Der größere Theil des Dorfs ist gegen Norden etwas geschützt, während eine getrennt liegende Häusergruppe, auf der entgegengesetzten Seite des Thälchens eine freie, den Nordwinden ausgesetzte Lage hat.

Die weitläufig stehenden, mit Obstgärten umgebenen Gebäude sind größtentheils stattliche Bauernwohnungen, an welche beinahe durchgängig die Scheunen angebaut sind.

In der Mitte des Orts steht auf einem freien, geräumigen Platz die im germanischen Styl erbaute, alte Kirche, an deren Ostseite der viereckige Thurm angebaut ist, dessen unteres Stockwerk die Stelle des Chors vertritt. In der Kirche, zu der früher gewallfahrtet wurde, befinden sich, neben einem alten Gemälde, den Ritter St. Georg vorstellend, drei aus Holz geschnitzte Bildwerke (Maria, ein Bischof und ein Klostergeistlicher). Außer dem Tauf- und Hochzeitsgottesdienste wird alle 4 Wochen Kinderlehre und jährlich 2 Mal das heil. Abendmahl in der Kirche gehalten. Die Kirche hat zu 2/3 Aichhalden und zu 1/3 Oberweiler zu unterhalten.

Das in der Mitte zwischen Aichhalden und Oberweiler gelegene Schulhaus wurde im Jahr 1842 neu erbaut und enthält neben einem Lehrzimmer die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Gutes Trinkwasser liefern 4 laufende und 7 Pumpbrunnen hinlänglich, und nur in ganz trockenen Sommern entsteht einiger Wassermangel.

Die Einwohner, deren Erwerbsquellen in Viehzucht, Feldbau und Waldbau bestehen, sind meist sogen. Waldbauern, die geschlossene Güter und Waldungen besitzen; ihre Vermögensumstände gehören im Allgemeinen zu den mittelmäßigen, indem der vermöglichste Bauer 40 Morg. Felder und 40 Morg. Waldungen, der sogen. Mittelmann 18 Morg. Felder und 20 Morg. Waldungen besitzt, während die minder bemittelten Taglöhner immer noch etwa 6 Morg. Grundeigenthum haben.

In willkührlicher Wirthschaft baut man vorzugsweise Roggen, Hafer, Futterkräuter etc. und erntet durchschnittlich 3 Schff. Roggen und 4 Schff. Hafer per Morgen; letzterer ist jedoch seit 10 Jahren nicht mehr gerathen. Brodfrüchte müssen sehr viele von Außen gekauft werden. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 25–75 fl.

Die größtentheils wässerbaren Wiesen liegen meist ziemlich entfernt vom Ort im Nagold- und kleinen Enzthal; sie ertragen durchschnittlich

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)