Seite:OberamtCalw 195.jpg

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den Höhen erscheinen die Verwitterungen des Hauptmuschelkalks und der Anhydritgruppe, die einen kalkreichen etwas leichten Boden liefern. Die ganz steilen Gehänge des Muschelkalks lassen öfters keine Cultur zu und werden als Weiden benützt. Moorgrund kommt in der Nähe des Orts und in den Eulertwiesen vor. Übrigens ist auch ein bunter Sandsteinbruch, der gute Bau- und Werksteine liefert, und eine Lehmgrube auf der Markung vorhanden. Das Klima ist ziemlich rauh und wirkt einer ausgedehnteren Obstzucht, wie dem Anbau von feineren Gewächsen entgegen, indem Frühlingsfröste und kalte Nebel, die aus dem Nagoldthal heraufziehen, häufig Schaden bringen. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem mit großem Fleiß und umsichtig betrieben; landwirthschaftliche Verbesserungen, wie die Flanderpflüge, Walzen, zweckmäßige, mit Gülleneinrichtung versehene Düngerstätten haben meist Eingang gefunden. Von den gewöhnlichen Getreidearten kommen vorzugsweise Dinkel, Hafer, Einkorn und Gerste zum Anbau, und in der zu 1/4 angeblümten Brache zieht man hauptsächlich dreiblätterigen Klee, weniger Kartoffeln, die mehr im Haferfeld gebaut werden, Kohlraben, Angersen, Hanf und etwas Reps. Auf unfruchtbaren Äckern pflanzt man die Esparsette. Bei einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 5 Sri. Hafer und 6 Sri. Einkorn beträgt die Ernte 6–11 Scheffel Dinkel, 4–5 Schfl. Hafer und 5–7 Schfl. Einkorn. Von dem Getreideerzeugniß werden jährlich über Abzug des eigenen Verbrauchs durchschnittlich 1500 Schfl. Dinkel und 100 Schfl. Hafer auf der Schranne in Calw abgesetzt. Die geringsten Äcker werden mit 20 fl., die mittleren mit 150 fl. und die besten mit 400 fl. pr. Morgen bezahlt.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und begünstigt einen reichlichen Viehstand; die Wiesen, von denen etwa 1/3 bewässert werden können, ertragen durchschnittlich 15–20 Ctr. Heu und 5–10 Ctr. Öhmd per Mrg. Die Preise eines Mrgs. Wiese bewegen sich von 300–500 fl.

Die nicht bedeutende Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Zwetschgen und späten Mostsorten.

Pferdezucht wird nicht getrieben, dagegen ist die Pferdehaltung wegen des vielen Fuhrwesens sehr namhaft.

Die Rindviehzucht ist bedeutend, der Handel mit Vieh aber von keinem großen Belang; das Zugvieh wird häufig im Herbst gemästet und verkauft. Man züchtet vorzugsweise eine rothe Landraçe und etwas Allgäuer Vieh. Zur Nachzucht sind 3 tüchtige Landfarren aufgestellt, die ein Bürger Namens der Gemeinde gegen 80 fl. und die Nutznießung von 4 Morgen Wiesen hält.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)