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Durch Vicinalstraßen nach Deufringen, Gechingen und Deckenpfronn ist dem Ort der Verkehr nach Außen gesichert.

Die Gemeinde besitzt 275 Morgen größtentheils mit Laubhölzern bestockte Waldungen, deren jährlicher Ertrag mit 75 Klaftern und 1500 Stück Wellen an die Ortsbürger vertheilt wird, so daß jeder 1/2 Klafter und 15–20 Stück Wellen erhält; überdieß wird etwa für 50–70 fl. jährlich Holz verkauft. Etwa 200 Morgen Gemeindegüter sind vorhanden, von denen gegen 100 Morgen als Schafweide liegen bleiben und die übrigen den Bürgern unentgeldlich zum Anbau überlassen werden. Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.

Auf dem sog. „Höhnle“, etwa 1/4 Stunde südwestlich vom Ort, erschließt sich dem Auge ein ausgebreitetes Panorama an den Schwarzwald, die Alp und über den Schönbuch.

Dachtel erscheint als Dachtela im Codex des Klosters Hirschau, welches schon im 12. Jahrhundert durch die Mildthätigkeit Ludwigs von Ostelsheim, eines gräflich Calw’schen Ministerialen, ein hiesiges Gut erhielt (Cod. Hirsaug. 43b; s. auch eb. 70a). Den Ort selbst mit Vogtei, Kirchensatz und Zehnten besaßen später die Herren von Waldeck und von ihnen kam er an Württemberg. Heinrich von Waldeck verkaufte an letztere Herrschaft im J. 1413 1/4 der Vogtei und 72 Malter Fruchtgülten, 1417 mit seinem Neffen Conrad weitere Güter, 1419 aber all seine übrigen Gülten und Liegenschaften (Steinhofer Wirt. Chron. 2, 618. 678). Den Rest der Vogtei und des Orts erwarb Württemberg 1418 von den Kindern des Hans von Altheim und von Rafan Hofwart, an welche er von den von Waldeck erblich gekommen war (Steinhofer 2, 674. Sattler Topogr. 208). So lange Dachtel waldeckisch war, mußten die Einwohner jedes Jahr ein Faß Wein frohnweise auf das Schloß Waldeck führen, unter württembergischer Herrschaft wurde diese Frohn in die Abgabe von 1 Pfund Heller, Weinfuhrpfund genannt, verwandelt. Sie waren auch verpflichtet, ihre Gülten nach Calw zu führen und dort an dem Kasten messen zu lassen; vom Umgeld aber waren sie befreit, „in Ansehung, daß sie die groß Maß haben“ (Reyscher Stat. Rechte 608).

Den Kirchensatz, Widumhof und Zehnten verkauften Heinrich von Waldeck und sein Neffe Konrad 1417 und 1419 an Württemberg, welchem 1428 auch Tristan und Wilhelm von Waldeck ihre Gerechtigkeit an der Kirche übergaben (Steinhofer 2, 653. 678. 742. Sattler Grafen 2, 92).

In Folge der Drangsale des 30jährigen Kriegs war Dachtel von 1640–1648 Filial von Gechingen, 1648–1652 von Deckenpfronn.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)