Seite:OberamtCalw 208.jpg

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Deckenpfronn,
Gemeinde II. Klasse mit 1206 Einw. – Ev. Pfarrei.


Am nördlichen Saume des sog. Gäus hat das Dorf auf einer flachwelligen, fruchtbaren Hochebene, gerade auf der Wasserscheide zwischen der Nagold und der Würm, eine freie, angenehme Lage. Die Entfernung von der nordwestlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 21/2 Stunden und die von dem südöstlich gelegenen Herrenberg 2 Stunden. Die Poststraße von Calw nach Herrenberg führt nur einige hundert Schritte westlich am Ort vorüber; überdieß bestehen Vicinalstraßen nach Gültlingen, Dachtel und Gärtringen, welche dem Ort nach allen Richtungen seinen Verkehr sichern.

Der ansehnliche, gedrängt, aber nicht besonders regelmäßig angelegte Ort ist mit reinlichen, durchaus gekandelten Straßen versehen, die übrigens mit Ausnahme von 2 Hauptstraßen nur schmale Seitengassen sind. Die theilweise mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude sind in gutem Stande und tragen den Charakter ächter Ländlichkeit.

Die beinahe in der Mitte des Orts stehende Pfarrkirche, welche Eigenthum der Stiftungspflege ist, wurde im Jahr 1817/18 mit einem Aufwand von 14.000 fl., wozu der Staat 1200 fl. beitrug, neu erbaut. Sie hat 2 Reihen Fenster übereinander und ist in ihrem Innern hell und weiß getüncht. Der viereckige, in seinen untern Theilen sehr alte Thurm enthält im untern Stockwerke ein Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein Agnus Dei angebracht ist; auch sieht man noch deutliche Spuren von zugemauerten, im romanischen Styl gehaltenen Fenstern. Auf dem Thurme, von dem man eine ausgezeichnete Aussicht auf den Schwarzwald und über den Schönbuch hinweg auf die Alp, wie auch in die Gegend von Leonberg genießt, hängen 4 Glocken mit folgenden Umschriften: 1) Zur Ehre Gottes leute ich, Martin und Hans zu Eßlingen gossen mich anno 1601. 2) Jesus Nasarenus rex Judeorum, Bernhart Lachemann gos mich anno 1507. 3) Die 4 Evangelistennamen in sehr alten Majuskeln. 4) Umgegossen in Stuttgart von G. F. Blüher 1786.

Der an der nördlichen Seite der Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde im Jahr 1840 namhaft erweitert.

Das Pfarrhaus steht an der Hauptstraße und wird von dem Staat unterhalten.

Das in den Jahren 1829 und 1842 nahmhaft verbesserte Schulhaus enthält neben 3 Lehrzimmern die Wohnungen des Schulmeisters,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)