Seite:OberamtCalw 216.jpg

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der den gleichen Ertrag wie in Hirschau liefert. Die Preise der Äcker bewegen sich von 2–300 fl. und die der Wiesen von 5–600 fl. per Morgen.

Von Gewerben ist nur die an der Nagold gelegene Sägmühle (einst Eigenthum des Klosters Hirschau) zu nennen.

Die Gemeinde besitzt gemeinschaftlich mit dem Staat 114 Mrg. Waldungen, deren Ertrag unter die Bürgerschaft entweder in Holz oder in Geld gleichmäßig vertheilt wird; überdieß haben sämmtliche Bürger das nöthige Bauholz zu Gebäuden, Waschhäusern, Weg und Steeg unentgeldlich zu beziehen. Das Recht der Bürger auf Brennholz aus dem Staatswald Lützenhardt wurde im Jahr 1848 abgelöst und den berechtigten 26 Bürgern 100 Mrg. Staatswaldungen abgetreten, welche nun gemeinschaftlich in der Art bewirthschaftet werden, daß der Holzerlös den Berechtigten gleichmäßig zukommt.

Auch hat die Gemeinde bedeutende Weidgerechtigkeiten, wodurch es den Einwohnern, der kleinen Markung ungeachtet, möglich wird, einen ziemlich ausgedehnten Viehstand zu erhalten.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.

Früher wurde bei Ernstmühl Bergbau getrieben (s. den allgemeinen Theil).

Der Ort gehört unter diejenigen, wo Uta († um 1196), Gemahlin Herzog Welfs VI. († 1191), Tochter Graf Gottfrieds von Calw, aus ihrem Vatererbe das Kloster Hirschau bewidemte (villa Ernstmulin. Cod. Hirsaug. 64a). Von diesem Kloster ist der auf dem linken Nagoldufer gelegene Theil eine Ansiedlung und letzterer Theil gehört noch heutzutage zur Pfarrei Hirschau. Der Haupttheil auf dem rechten Ufer theilte in Beziehung auf seine Oberherren die Schicksale von Liebenzell.


Gechingen,
Gemeinde II. Kl. mit Mühle, 1142 Einw. – Ev. Pfarrei.


Das Pfarrdorf Gechingen hat 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt eine geschützte Lage in dem nicht besonders tief eingefurchten Thale der Irm, auch Sau genannt, welches 1/2 Stunde südwestlich vom Ort beginnt und bei Deufringen in das Aidthal einzieht, während bei Gechingen 2 Trockenthäler in dasselbe eingehen. Der ziemlich große, übrigens nicht regelmäßig angelegte, etwas unebene Ort ist theils in die Thalebene, theils an die südlich geneigten Thalgehänge hingebaut und an den gut hergestellten, gekandelten Ortsstraßen lagern sich gedrängt die meist ansehnlichen, zum Theil im städtischen Styl erbauten Wohnungen.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)