Seite:OberamtCalw 220.jpg

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Die Haltung der Ziegen ist von keinem Belang, dagegen die Geflügelzucht ziemlich beträchtlich, jedoch nur für den eigenen Bedarf.

Die Bienenzucht ist mittelmäßig.

Vicinalstraßen führen nach Alt-Hengstett, Stammheim, Gültlingen, Dachtel, Deufringen und Ostelsheim.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III. Die Gemeinde besitzt 1400 Morgen Laub- und Nadelwaldungen, aus denen jährlich etwa 530 Klafter und 12.000 Stück Wellen geschlagen werden. Hievon erhält jeder Bürger 1 Klafter und 50–60 Stück Wellen; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 1000–1800 fl. sichert. Auch die Stiftungspflege besitzt 31 Morgen Forchenwaldungen.

Ein Schulfonds von 1200 fl. ist vorhanden.

Über den westlichen Theil der Markung zieht eine von Deckenpfronn herkommende Römerstraße unter der Benennung „Hochsträß“ über die zu Gechingen gehörige Flur „Altenburg“ gegen Alt-Hengstett.

Auf dem nordwestlich am Ort gelegenen sogen. Angel wurden im Jahr 1841 2 Furchengräber aufgefunden, welche Skelette enthielten, denen bronzene Arm-, Ohren- und Fußringe, eine schön gearbeitete Fibula und kurze einschneidige Schwerte von Eisen beigegeben waren. Nur etwa 300 Schritte von dieser Stelle auf dem sogen. Käpelesberg wurden im Jahr 1845 beim Graben eines Kellers ähnliche Gräber aufgedeckt, die eiserne Waffen enthielten.

Etwa 1/4 Stunde östlich vom Ort, unfern der Markungsgrenze gegen Deufringen, stand im Walde oben an der Riedhalde die längst abgegangene Burg Gechingen, von der nicht nur die kreisrunden doppelten Burggräben noch sichtbar sind, sondern auch in neuester Zeit die Grundreste eines Thurms aufgedeckt wurden. Der 4eckige Thurm hatte 5′ dicke Mauern und je eine Seite desselben war 15′ lang. Bei den vorgenommenen Nachgrabungen fand man in den Trümmern alte Waffen, kurze Schwerte, Lanzenspitzen, etwa 20 Pfeilspitzen, Hacken, Ketten, Beschläge etc. von Eisen und eine Menge irdener, roh gearbeiteter Becher in Form kleiner Blumentöpfe.

Der hiesige Ortsadel scheint sehr frühe ausgestorben zu sein; zu ihm gehörte im 12. Jahrhundert Marquard, welcher das Kloster Hirschau mit zwei hiesigen Huben beschenkte (Cod. Hirsaug. 30b). Die Burgherren waren ohne Zweifel Dienstmannen der ältesten Oberherren Gechingens, der Grafen von Calw. Über die Beziehung dieser Grafen zu dem Ort hat sich übrigens keine Urkunde mehr erhalten, wohl aber treten deren Rechtsnachfolger, die Pfalzgrafen von Tübingen, urkundlich hervor. Graf Gottfried von Tübingen-Böblingen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)