Seite:OberamtCalw 222.jpg

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über die hiesige Kirche, welche übrigens der Pabst auf Bitte des Markgrafen dem neuen Stifte selbst einverleibte (Schöpflin Hist. Zar. Bad. 6, 316). Und so behielt dieses Stift die hiesige Pfarrnomination, während die Collation der Herrschaft Württemberg zustand (Binder 920), bis der württembergisch-badische Staatsvertrag vom 17. Oktober 1806 den Pfarrsatz mit badischer Pflege Gechingen an die Krone Württemberg brachte.

Des St. Martins Heiligengefälle wurden 1497 von der Gemeinde Gechingen dem Predigerkloster in Pforzheim abgekauft.


Hirschau,
Gemeinde III. Kl. mit 726 Einw., wor. 2 Kath. a. Hirschau, Pfarrdorf mit Papiermühle, Wollspinnerei, Löffelschmiede, Walkmühle und Bleiche. b. Altenburger Sägmühle. c. Ernstmühl, Weiler, und mechanische Spinnerei mit der Collbach-Sägmühle. d. Lützenhardt, Hof. – Ev. Pfarrei, die Kath. sind nach Weil d. St., O.A. Böblingen, eingepfarrt [1].


Der Hauptort Hirschau[2] hat in dem anmuthigen Nagoldthale, gerade an der Stelle, wo von der rechten Seite das enge und tief eingeschnittene Ziegelbachthal, von der linken das Schweinbachthal in dasselbe einziehen, zu beiden Seiten des klaren Flusses eine äußerst romantische Lage, die wohl die reizendste Partie des Nagoldthales genannt werden darf. Die Thalebene mit ihren satten Wiesengründen erweitert sich hier ziemlich beträchtlich und die hohen bewaldeten Thalwände, welche durch die Seitenthäler angenehm unterbrochen sind, zeigen wohlgeformte Bergvorsprünge, die der Gegend einen besonderen Reiz und mehr Mannigfaltigkeit verleihen als im Allgemeinen in den Schwarzwaldthälern getroffen wird. Am Fuß der Thalgehänge ziehen sich weniger steile mit Äckern, Baumgütern und Wiesen kultivirte Ausläufer hin, während die Steilgehänge mit malerisch gruppirten Laub- und Nadelhölzern dicht bestockt sind. Zahlreiche Standpunkte gewähren reizende Ansichten von dem Ort mit seinen ausgezeichnet schönen Kloster- und Schloßruinen, wie von der


  1. Literatur: Franz Steck, † Stadtpfarrer in Murrhard (früher Pfarrer in Hirschau) das Kloster Hirsau, historisch-topographisch beschrieben. Calw, 1844 Verlag von Rivinius. 8.
  2. Der Name wird theils von Hirse abgeleitet, also eine zum Hirsenbau bestimmte Au (wie schon im Mittelalter Hirsaugienses durch Milienses übersetzt worden, Cod. Laur. 1, 225, vgl. auch Förstemann altdeutsches Namenbuch 2, 740), theils von Hirsch, eine von Hirschen besuchte Au; auf letztere Deutung stützt sich das Klosterwappen, ein Hirsch einen Abtsstab zwischen den Vorderfüßen haltend.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)