Seite:OberamtCalw 232.jpg

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insoferne wesentlich, als sie hier mittelst vom Wasser in Bewegung gesetzter Hämmer, im Erzgebirge aber von der Hand bewerkstelligt wird.

5) Eine oberhalb der Löffelfabrik, ebenfalls am Schweinbach gelegene mechanische Tuchappreturanstalt, frühere Kunstmühle, ist Eigenthum von Valentin Schäuerlin’s Wittwe; sie arbeitet für die Tuchfabrikanten in Calw und beschäftigt 8–10 Personen.

6) Die mechanische Tuchscheererei, an der Nagoldbrücke gelegen, ist Eigenthum von Heinrich Zahn, der sie verpachtet hat; sie beschäftigt 5–6 Personen.

7) Eine auf der rechten Seite der Nagold gelegene Mahlmühle (ehem. Klostermühle) mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang. Zunächst derselben steht eine Sägmühle mit Fournirschneidmühle, Walke und Hanfreibe.

Außer den angeführten größeren Gewerben bestehen neben den gewöhnlichen Handwerkern, noch eine Handlung und 2 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei.

Im Ort befinden sich auch 2 Einbindstätten für Flößer von Wildbad, Calmbach, Reichenbach etc., was den Einwohnern einigen Verdienst bringt.

Durch den Ort führt die Landstraße von Calw nach Wildbad, von der in Hirschau die Straße über Liebenzell etc. nach Pforzheim ablenkt; letztere wurde im Jahr 1838 ff. namhaft verbessert und erhielt von Wildberg bis an die Landesgrenze unterhalb Reichenbach den Namen „Wilhelmsstraße“. Überdieß gehen Vicinalstraßen nach Ottenbronn, Alt-Hengstett und Ober-Kollbach (frühere Landstraße von Hirschau nach Wildbad), wodurch dem Ort der Verkehr hinlänglich gesichert ist.

Nach Aufhebung des Klosteroberamts besorgte die schultheißenamtlichen Geschäfte ein Amts- und Gegenschreiber, bis im Jahr 1820 nach Einsetzung des Gemeinderaths, zum erstenmal ein Schultheiß von der Gemeinde gewählt werden durfte. Nach einem Vertrag vom 30. Oktober 1830 zwischen der K. Finanzverwaltung und dem vormaligen Klosterort Hirschau, wurde dem letzteren einerseits verschiedenes herrschaftliches Grundeigenthum abgetreten, andererseits aber sind die früher von der Klosterverwaltung gehabten Nutzungen und Unterstützungen aufgehoben worden. Der zu einer selbstständigen Gemeinde erhobene Ort erhielt sodann als Eigenthum die zur Meierei gehörigen Wiesen und Felder, im Ganzen 171 Morgen im Anschlag 35.306 fl. 15 kr.; sodann 91 Morgen Waldungen im Anschlag 7000 fl. (s. F. Steck das Kloster Hirschau S. 235 ff.).

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_232.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)