Seite:OberamtCalw 233.jpg

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Der Ertrag der Gemeindewaldungen wird theils zur Heizung der Schule, des Rathszimmers etc. verwendet, theils verkauft, was der Gemeindekasse etwa 150 fl. jährlich einträgt. Auch sind etwa 60 Mrg. Gemeindegüter vorhanden, die eine jährliche Pachtsumme von etwa 600 fl. abwerfen; über Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III. Die Stiftungspflege besitzt ein Armenfruchtkapital von 1500 fl. und der Filialort Ottenbronn ein solches von 700 fl., wovon die Zinse alljährlich an die bedürftigsten Ortsarmen vertheilt werden. Es wurden nämlich von alten Zeiten her zu Unterstützung der Armen des Klosteroberamts Hirschau jährlich auf’s Neujahr von der Klosterverwaltung abgegeben: 10 Schffl. Roggen, 60 Schffl. Dinkel, 30 Schffl. Hafer, mit der Bestimmung, daß solche von dem Prälaten und Oberamtmann an die eigentlich Armen ausgetheilt werden sollen. Hirschau erhielt jährlich 1 Schffl. 4 Sri. 2 Vierl. Roggen, 10 Schffl. 6 Sri. Dinkel, 2 Schffl. 6 Sri. 2 Vierl. Hafer; – Ottenbronn 6 Sri. Roggen, 4 Schffl. 2 Sri. Dinkel und 2 Schffl. Hafer. Für diesen jährlichen Unterstützungsbeitrag an Früchten erhielt im Jahr 1824 die Gemeinde Hirschau die Ablösungssumme von 1500 fl. und Ottenbronn 700 fl. Beide Kapitalien wurden den betreffenden abgesonderten Stiftungspflegen mit der Bestimmung einverleibt, daß das Armenfruchtkapital besonders erhalten bleibe.

In Hirschau ist den 2. Sept. 1677 geboren Christian Eberhard Weismann, Sohn des Klosterpräceptors. Er wurde 1721 Professor der Theologie und Stadtpfarrer zu Tübingen, 1729 Superattendent des theologischen Stiftes und starb den 22. Mai 1747. Er war ein Mann von vortrefflichem Charakter und gründlicher Gelehrsamkeit, Gegner der Wolfischen Philosophie, als theologischer Schriftsteller sehr fruchtbar.

Einen eigenen Pfarrer hat Hirschau erst seit 1698. Früher waren die Lehrer der Klosterschule die Prediger und Seelsorger der Gemeinde bis zur Zerstörung des Klosters im Jahr 1692. Unmittelbar auf die letztere wurde der Ort von Althengstett aus pastorirt.

Außer den unten anzuführenden drei Parcellen, welche zur Gemeinde gehören, ist noch Ottenbronn (s. d.) hieher eingepfarrt.

Der Pfarrsatz gehört der Krone.

Etwa 1/4 Stunde nördlich von Hirschau unfern des Wegs nach Lützenhardt liegt beinahe auf der Höhe des Waldes Bruderberg, die Bruderhöhle, eine ehemalige Beghardenwohnung. Im tiefen Dunkel eines bewaldeten Abhanges gegen die Nagold ragt ein überhängender, grotesker Felsen hervor, der gegen vornen einen natürlichen Stützpunkt hat und dem überdieß durch Kunst etwas nachgeholfen ist,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)