Seite:OberamtCalw 242.jpg

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für das Wohl des Klosters eifrig besorgte Männer. Erst im 13. Jahrh. aber, als sorglose und schwache Äbte zur Regierung kamen, begann die Klosterzucht zu zerfallen und der Wohlstand abzunehmen; Verpfändungen und Verkäufe wegen „schwerer Noth und großer Schulden“ wurden immer häufiger. Einzelne tüchtige Äbte, wie Kraft und Gotfried I., vermochten weder den zerrütteten Finanzzustand noch die verfallene Klosterzucht gründlich zu verbessern. Der Abt Heinrich II. wurde 1324 wegen übermäßiger Verschwendung abgesetzt und als auf ihn wieder einige haushälterische Äbte folgten, traten ihnen in ihren Versuchen, den Wohlstand des Klosters herzustellen, die Zeitumstände hindernd in den Weg. Die Schutzvogtei des Klosters nämlich war von den Grafen von Calw auf die Pfalzgrafen von Tübingen, von diesen 1342 auf die Grafen von Württemberg übergegangen, deren mächtiger Schutz dem Kloster zwar auf mancherlei Weise nützte, bei deren vielen Fehden es aber, namentlich bei dem langwierigen Kampf Württembergs mit den Reichsstädten, auch vieles zu leiden hatte. Konnte das Kloster Hirschau noch am 6. März 1349 sich die Burg und Stadt Calw von den Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg für 6900 Pf. Heller verpfänden lassen, so verschlimmerte sich dagegen am Ende des 14. Jahrh. sein öconomischer Zustand so sehr, daß man zum äußersten Mittel schreiten und eine Anzahl Mönche in befreundete Klöster schicken mußte. Hiezu kam dann auch noch der Umstand, daß die frühere Freigebigkeit gegen die Klöster sehr abgenommen hatte, weßwegen man sich nun durch die Bitten um Incorporationen von Kirchen, deren Patronat das Kloster besaß, beim päbstlichen Hofe zu helfen suchte, indem hiedurch die Einkünfte dieser Kirchen, nach Abzug eines geringen Gehalts für den aufzustellenden Vikar, dem Kloster zu Nutze kamen. Solche Incorporationen kommen daher auch im 14. und 15. Jahrh. häufig vor und als Beweggrund dazu wird gewöhnlich der Nothstand des Klosters angegeben, das so herabgekommen sei, daß es die nöthigen Ausgaben nicht mehr bestreiten, viel weniger noch die gewohnte Hospitalität und Mildthätigkeit gegen die Armen ausüben könne. Die dabei angeführten Ursachen dieses Nothstandes aber sind am häufigsten die durch Kriege zugefügten Verheerungen und sonstige Unglücksfälle, aber auch die durch weltliche Herren an den Klostergütern erpreßten Steuern und Abgaben und „die Unklugheit oder Sorglosigkeit einiger Äbte.“ An päbstlichen und königlichen Privilegienbriefen aber fehlte es auch in diesen späten Zeiten nicht. Pabst Innocenz IV. versprach den 7. März 1250 dem Kloster, daß es durch päbstliche Briefe nicht gezwungen werden sollte, an irgend Jemand eine geistliche Pfründe zu ertheilen, Pabst Nicolaus III. bestätigte nicht nur seine Freiheiten, sondern erlaubte ihm auch, sich der Privilegien seines Ordens, von welchen es bisher keinen Gebrauch gemacht habe, zu bedienen, sobald dieselben nicht ausdrücklich wieder aufgehoben worden seien (den 20. December 1278, 13. Juni 1280); die Befreiung von allen weltlichen Abgaben aber erlangte es von mehr als einem Pabste

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)