Seite:OberamtCalw 275.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in dessen unteren Räumen ein Schafstall eingerichtet ist, steht beinahe mitten im Ort.

Die im Allgemeinen geordneten Einwohner sind wohlgewachsene, sehr fleißige, kirchlich gesinnte Leute, die ihren Haupterwerb im Feldbau und in der Viehzucht finden; ihre Vermögensumstände sind ziemlich gut, indem die Mittelbegüterten die Mehrzahl bilden. Der mittlere Güterbesitz beträgt 16–20 und der höchste 25–30 Morgen; nur 4 Personen erhalten Armenunterstützung von Seiten der Gemeinde.

Außer den Gewerben für den örtlichen Bedarf ist die Teppichfabrik von Christian Kraushaar’s Wittwe zu nennen; sie enthält 12 Stühle, von denen 6–8 stets im Gange sind. Die Fabrikate (wollene Teppiche, Fußböden und wollene Schuhe) werden an das Handlungshaus Landauer und Söhne abgesetzt. Eine Ziegelhütte steht außerhalb des Orts, auch sind im Ort 2 Schildwirthschaften und 2 Krämer vorhanden. In neuester Zeit werden auch Versuche in der Corsettenweberei gemacht.

Die mittelgroße, beinahe zu 1/3 mit Wald bestockte Markung ist mit Ausnahme des Hundsrückens und des sogen. Köpfles ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der aus den Verwitterungen der verschiedenen Schichten der Muschelkalkformation besteht; nur selten kommt demselben eine Lehmbedeckung zu, während er an dem Fuß der höheren Hügelzüge als ein sehr gebundener, kalter Thon erscheint. Etwa 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort kommt im Maisgrabenthälchen Torf vor, der früher versuchsweise abgebaut wurde.

Auf der Markung besitzt die Stadtgemeinde Weil 500 Morgen Wald und ein Hofgut, das aus 701 Morgen zerstreut gelegenen Gütern besteht; auch ist die Stadt an den Gemeindeeinkünften und Lasten betheiligt (s. hierüber unten das Geschichtliche).

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen mit Anwendung landwirthschaftlicher Neuerungen fleißig betrieben und der Anbau, wie auch der Ertrag der Felder, ist derselbe wie in dem nahe gelegenen Simmozheim. Über den eigenen Bedarf werden jährlich etwa 1000 Scheffel Getreide auf der Schranne in Calw abgesetzt. Der Wiesenbau hat jedoch eine größere Ausdehnung und liefert gutes, nur selten etwas saures Futter. Die Preise der Äcker bewegen sich von 40 fl.–400 fl. und der Wiesen von 100 fl.–400 fl. per Morgen.

Die mit Mostsorten (Luiken, Bratbirnen, Palmischbirnen, Knausbirnen) und Zwetschgen sich beschäftigende Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)