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und erlaubt in günstigen Jahren einen Obstverkauf von etwa 1000 Sri. nach Außen.

Der verhältnißmäßig starke Rindviehstand besteht aus einer gewöhnlichen Landrace, die durch 3 tüchtige Farren nachgezüchtet wird; das Faselvieh hält ein Bürger im Namen der Gemeinde gegen Nutznießung von 41/2 Morgen Wiesen und 74 fl. Mit Vieh, namentlich mit gemästetem, wird lebhaft nach Calw, Weil d. Stadt und Pforzheim gehandelt.

Die Schafweide wird so benützt, daß auf je 3 fl. Staatssteuer die einzelnen Bürger je ein Schaf einschlagen. Es laufen gegenwärtig 235 Stück Bastarde auf der Weide, von denen die Pferchnutzung der Gemeinde etwa 100 fl. jährlich einträgt.

Schweine werden keine gezogen, dagegen ziemlich viele Ferkel von Außen aufgekauft und theils gemästet verkauft, theils selbst geschlachtet.

Die Bienenzucht ist im Zunehmen begriffen; die Zucht des Geflügels beschränkt sich auf den eigenen Bedarf.

Durch Vicinalstraßen nach Liebenzell, Alt-Hengstett, Weil der Stadt und Münklingen ist dem Ort sein Verkehr mit der Umgegend gesichert.

Die Gemeinde hat beinahe kein Vermögen und ist deshalb genöthigt, Gemeindeschaden umzulegen. Die Stiftungspflege besitzt 2000 fl. und die Armenpflege 1000 fl. Capital (vergl. Tab. III).

Der zur Gemeinde gehörige 1/4 Stunde westlich vom Dorf gelegene Bühlhof wurde im Jahr 1739 von Peter Hermann von Franken, Forstmeister zu Liebenzell, aus Gütern, welche er auf der Möttlinger Markung zusammenkaufte, angelegt. Nachdem derselbe in verschiedenen Händen gewesen war[1], kam er im Jahr 1856 von


  1. Aufsehen machte eine Zeitlang in und außer Landes mit seinem Kunstgeräth und seinen Gewerksanlagen der im Jahre 1798 verstorbene Titular Geh. Rath Joh. Heinr. Mögling, welcher etlich und 30 Jahre den Hof besaß. Hier hatte er mancherlei mechanische Vorrichtungen, eine Dreschmaschine mit 16 Flegeln, eigenthümliche Windmühlen, deren zwölf mit der Inschrift „zur Nachahmung und Verbesserung“ im Jahr 1795 bestunden, auch eine Seilerei zur Fertigung rundgewobener Stricke, wobei Thomas Kraushaar thätig war. (Rappolt im Reichsanzeiger 1795 St. 84, Beckmann Physik. ökon. Bibl. 19, 258. 22, 126.) Nach seinem söhnelosen Ableben, da im Jahr 1799 ein Winzer aus Stetten im Remsthal den Hof kaufte, verschwanden diese Kunstarbeiten. Die Seil- und Schlauchweberei kauften Landauer und Heugelin in Stuttgart.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)