Seite:OberamtCalw 279.jpg

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kleinere ohne Schrift und Zeichen. Die Kirche bewahrt einen kunstreichen Altarschrank aus der altoberdeutschen Schule vom Jahr 1497, bestehend aus sehr schön ausgeführten Holzbildern und zwar Maria mit dem verschiedenen Christus auf dem Schooße, rechts derselben Johannes, links Magdalena. Die Malereien auf den Innenseiten der Flügelthüren stellen rechts die Kreuzabnahme und links die Grablegung dar; die Außenseiten der Flügelthüren, auf denen die Kreuzigung dargestellt war, wie auch die Predella, sind in neuerer Zeit weiß angestrichen worden.

Auf dem Altar der Kirche steht ein ausgezeichnet schön aus Holz gearbeitetes Bild des Gekreuzigten, von Sr. K. Hoheit dem Kronprinzen und ihrer Kais. Hoheit der Kronprinzessin Olga im Jahr 1851 in die Kirche gestiftet.

Nahe bei der Kirche liegt der ummauerte Begräbnißplatz, auf dem früher eine Kapelle stand, aus welcher der oben angeführte Altarschrank der gegenwärtigen Kirche einverleibt wurde, zu dem bis auf den heutigen Tag die Katholiken der Umgegend wallfahrten.

Das in neuerer Zeit vergrößerte Schulhaus enthält ein Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters, auch besteht eine Industrieschule, welche von der Kronprinzessin Olga und der Prinzessin Marie unterstützt wird.

Rathhaus ist keines vorhanden und die Gemeinderathssitzungen werden in einem Gasthaus gehalten. Dagegen befindet sich ein Armenhaus im Ort.

Der Ort hat einen laufenden und 18 Schöpfbrunnen, die jedoch kein gutes Wasser liefern und in trockenen Jahrgängen so nachlassen, daß die Einwohner genöthigt sind, ihr Wasser in dem 1/8 Stunde entfernten im Monbachthal gelegenen Bernhardtsbrunnen zu holen.

Die Erwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Holzmachen, Taglohnen und Einzelne treiben Holzhandel; eine besondere Einnahme wird den zwischen den Ackergrundstücken hinziehenden Hecken abgewonnen, indem man in denselben viele junge Eichen pflanzt und die Rinde und das geschälte Holz verkauft, was schon dem Ort in einem Jahr 800–1000 fl. eingetragen hat. Die Vermögensumstände sind im Allgemeinen befriedigend, bei Einzelnen sehr gut; der begütertste Bürger besitzt 45 Morgen Felder und 36 Morgen Wald, der mittlere Besitz besteht in etwa 15 Morgen Güter und 15 Morgen Wald. Auch die Unbemittelten besitzen noch einige Morgen Felder und nur 2 Familien bedürfen der Gemeindeunterstützung.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_279.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)