Seite:OberamtCalw 281.jpg

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Ein hiesiger Schultheiß, Lotze, wird in den 1380er Jahren genannt. (Hefner und Wolf Burg Tannenberg 44.)

Im Jahr 1603 gelangte der Ort mit Liebenzell an Württemberg, welches schon 1423 allhier Leibeigene von Heinrich von Gärtringen erworben hatte (Steinhofer Wirt. Chron. 2, 722),


Neu-Bulach,
Gemeinde III. Kl. mit Ölmühle, 742 Einw., worunter 9 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Dätzingen, O.A. Böblingen, eingepfarrt.


Die kleine Stadt Neu-Bulach [1] liegt 2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt unter 26° 21′ 35,87″ östlicher Länge und 48° 39′ 41,28″ nördlicher Breite (Stadtkirchenthurm); ihre Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche des Kirchthurms 2048,7 württ. Fuß = 1806,8 Par. Fuß. Der Ort hat auf der Hochfläche zwischen den Thälern des Dürrbachs, der Teinach, der Nagold und des Ziegelbachs eine freie, hohe Lage, die eine reizende, weit gedehnte Aussicht über den Schwarzwald und einen großen Theil der Alp (von dem Dreifaltigkeitsberg bis zur Teck) erlaubt. Die Anlage des mit 30–35′ hohen Mauern umgebenen Orts ist unregelmäßig, etwas uneben und beinahe kreisrund; der ehemalige Stadtgraben, über den zu den Thoren Zugbrücken führten, ist größtentheils eingeebnet und nur noch stellenweise sichtbar. Von den mit Thürmen versehenen Thoren ist das Wildberger Thor an der Südseite der Stadt im J. 1817 abgebrochen worden, während sich das an der Westseite stehende Calwer Thor noch erhalten hat; der Thurm desselben dient gegenwärtig als Ortsgefängniß. Überdieß steht noch an der nordwestlichen Ecke der Stadt der sogen. Diebsthurm, ein runder Thurm, der nur zu 3/4 geschlossen und gegen das Innere der Stadt offen ist; von demselben konnte man früher auf die mit einem Umlauf versehene Stadtmauer gelangen. Zunächst an dem Diebsthurm ist an der Stadtmauer ein kleines Thor angebracht, das nur von Fußgängern benützt wird.

Die im Allgemeinen nicht sehr gedrängt gebaute Stadt trägt noch einen ächt alterthümlichen Charakter, und obgleich dieselbe am 21. Juni 1505 bis auf ein Haus abbrannte, so sieht man doch an manchen Gebäuden die Unterstöcke aus Buckelsteinen erbaut und mit spitzbögigen Eingängen versehen, welche noch aus Perioden vor dem Brande herrühren. An den Gebäuden befinden sich nicht selten Jahreszahlen


  1. Ansicht bei Zeiller Topographia Suevia 1643 zu S. 21.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)