Seite:OberamtCalw 283.jpg

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auf dem auch die Verstorbenen von Liebelsberg beerdigt werden, liegt außerhalb (nordwestlich) des Orts.

2) Das Pfarrhaus, ein gut unterhaltenes, geräumiges Gebäude, bildet mit seinen 3 Gärten, Hofraum und dem Öconomie-Gebäude einen angenehmen, wohlgeschlossenen Pfarrhof, von dem man eine reizende Aussicht an die Alp genießt. Die Unterhaltung desselben hat der Staat zu besorgen.

3) Im Jahr 1830 hat die Gemeinde das ehemalige ansehnliche Amthaus um 1800 fl. erkauft und zur Schule eingerichtet; dasselbe steht auf dem Marktplatz und enthält neben 2 geräumigen Lehrzimmern die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

4) Das Rathhaus, ein altes, übrigens noch gut erhaltenes Gebäude, das vermuthlich nach einer auf dem Ofen in dem Rathszimmer angebrachten Jahreszahl 1604 erbaut wurde. Auf demselben befinden sich 3 alte, gut ausgeführte Glasgemälde: Christus am Kreuze, die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde und eine Heilige darstellend.

5) Ein Gemeindewaschhaus steht auf dem Brunnenplatz.

6) Die außerhalb (südlich) des Orts gelegene, massiv erbaute Zehentscheuer, welche die Gemeinde im Jahr 1855 um 625 fl. von dem Staat erkaufte.

An dem nördlichen Ende des Orts stand die Burg, von der noch die Mauern um den Burghof und der zu demselben führende spitzbogige Eingang vorhanden sind; innerhalb des Burghofes steht gegenwärtig ein Bauernhaus und eine Scheune. Um dieselbe lief ein tiefer Graben, der theilweise noch sichtbar ist. Sie war es, mit welcher der Reformator Johannes Brenz († 1570) am 5. Mai 1562 von Herzog Christoph belehnt wurde und wo ersterer alljährig einige Sommerwochen zubrachte, auch mehrere seiner spätern Schriften, wie die Jülicher Kirchenordnung ausarbeitete (Hartmann und Jäger, Brenz 2, 498)[1].

Zwischen der Kirche und dem Pfarrhaus steht das sogen. Storchennest, welches ebenfalls ein Schlößchen gewesen sein soll und noch Reste von Mauern, eine spitzbogige Thüre etc. zeigt.


  1. Seine Kinder erkauften die Burg nebst Scheune und Garten im Jahr 1579 mit Zustimmung Herzog Ludwigs für 610 fl. an Regina von Wobidezky (Wittwe eines böhmischen Edelmanns, welcher einen Antheil an Gärtringen erheirathet hatte), geborne von Karpfen, deren Sohn Eberhard nachmals hier wohnte. Im 17. Jahrhundert hatten die von Remchingen allda ihren Sitz.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)