Seite:OberamtCalw 285.jpg

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reichliche Düngung, zu der man außer dem gewöhnlichen Stalldünger, hauptsächlich die Jauche, etwas Compost und Gyps benützt, kräftig nachgeholfen.

Unter Einhaltung der Dreifelderwirthschaft baut man Dinkel, Hafer, Gerste, etwas Roggen und in der zu 3/4 angeblümten Brache vorzugsweise Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Kraut, Kohlraben, Rüben, Angersen etc. Von den Handelsgewächsen zieht man ziemlich viel Hanf, etwas Flachs, wenig Reps und Mohn. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel, 4–5 Sri. Hafer, 3–4 Sri. Gerste, wird 8–10 Schfl. Dinkel, 6–8 Schfl. Hafer und 5–6 Schfl. Gerste per Morgen geerntet; übrigens reicht das Getreideerzeugniß kaum für das Bedürfniß der Einwohner. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern und Wiesen von 100–400 fl. per Morgen.

Der ausgedehnte Wiesenbau erzeugt vortreffliches, nahrhaftes Futter und begünstigt einen guten Rindviehstand; die Wiesen können nicht bewässert werden und ertragen durchschnittlich 20–30 Centner Heu und 10–15 Centner Öhmd.

In ziemlich großer Ausdehnung wird die Obstzucht gepflegt, welche in günstigen Jahren einen Verkauf, besonders an Zwetschgen, nach Außen zuläßt; überdieß zieht man meist für den eigenen Bedarf späte Mostsorten, wie Luiken, Zipperlesäpfel, Goldparmaine, Knausbirnen, Wolfsbirnen etc. Die Jungstämme werden von Ober-Kollbach bezogen.

Der auf der Markung vorkommende Flurnamen „Weingärten“ deutet auf früheren Weinbau in dieser Gegend.

Der aus Allgäuer- und Landrace bestehende Rindviehstand wird durch 2 Landfarren, welche von der Gemeinde angeschafft und von einem Bürger gegen die Nutznießung von 3 Morgen Wiesen verpflegt werden, nachgezüchtet. Der Handel mit Vieh und der Verkauf an Butter ist nicht unbeträchtlich.

Ein Ortsschäfer hat gegen 55 fl. jährlich die Schafweide, auf der er gegen 200 Stücke, meist Bastarde, laufen läßt, gepachtet; die Schafe sind mit wenigen Ausnahmen Eigenthum des Schäfers, der die Wolle nach Calw und in die Umgegend absetzt. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde etwa 60 fl. jährlich ein.

Die nicht unbedeutende Schweinezucht läßt einen Verkauf an Ferkeln und Mastschweinen nach Außen zu.

Unfern des Orts ist ein Steinbruch in dem bunten Sandstein angelegt, aus dem gute, in der ganzen Umgegend gesuchte Platten gewonnen werden. Die aus den Schächten des ehemaligen Bergwerks ausgegrabenen Gebirgsarten (Kieselsandstein, Quarz und Schwerspath)

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_285.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)