Seite:OberamtCalw 287.jpg

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Ein südlich der Stadt entdecktes 12′ breites Straßenpflaster ist vermuthlich ein Fragment der von Alt-Bulach gegen Ober-Haugstett angezeigten Römerstraße.

Einige hundert Schritte südwestlich von der Stadt fand man auf der sogen. Badstubenwiese, wo sich ein gut gefaßter alter Brunnen befindet, Reste von Grundmauern, und bei einer kleinen Nachgrabung an dieser Stelle eine Menge Bruchstücke von früh mittelalterlichen Gefässen, Hohlziegeln, Mauersteinen etc., welche hinlänglich beweisen, daß hier ein Gebäude stand. An diese Stelle grenzt die Flur „Wöllhäuser“, wo ein Ort gestanden sein soll, zu dem ohne Zweifel auch obiges Gebäude gehörte.

In der Nähe des Orts stehen mehrere steinerne Kreuze und zwar südlich der Stadt eine aus 5 Kreuzen bestehende Gruppe, auf 2 derselben sind Pflugscharen, auf dem 3. eine Zange und Hammer, und auf dem 4. eine Schippe abgebildet; das 5. enthält unkenntliche Zeichen. An der Straße von Neu-Bulach nach Ober-Haugstett steht unfern der sogen. Badstubenwiese ein steinernes Kreuz, die Spinnerin genannt, auf dem eine Kunkel mit Spindel angebracht ist; nach der Sage soll hier eine Spinnerin geäußert haben, „heute müsse sie noch einen Kunkelhalter haben und wenn es auch der Teufel wäre“, worauf sie der Teufel geholt habe. Beinahe dieselbe Sage knüpft sich an ein ähnliches Kreuz bei Zavelstein (s. die Ortsbeschreibung von Zavelstein). Etwa 200 Schritte von dieser Stelle an dem Weg von Neu-Bulach nach Schönbronn steht ein weiteres Kreuz, das eine Haue enthält. Nordöstlich vom Ort befindet sich ein Kreuz mit einer Pflugschar, und nördlich eines mit einer Zimmeraxt und zwei Schuhen.

Etwa 1/8 Stunde südöstlich vom Ort gegen das Seitzenthal hin sieht man einen theilweise mit Gemäuer umfriedigten Raum, der Judenkirchhof genannt, und im Ort selbst besteht eine Judengasse.

Die auf der Markung befindliche Ölmühle liegt 1/4 Stunde südöstlich vom Ort in dem Seizenthale; sie gehörte als Mahlmühle bis 1834 der Gemeinde Neu-Bulach und ist jetzt Eigenthum des Verwaltungs-Actuars Locher und gegenwärtig unbewohnt.

Neu-Bulach[1] hieß und zwar noch bis in dieses Jahrhundert hinein weit öfters schlechtweg „Bulach“ oder „Bulach die Stadt“; in den Staatshandbüchern wird es erstmals in dem auf 1799 Neu-Bulach genannt. In bestimmter Unterscheidung von Alt-Bulach


  1. Hauptquelle zum ganzen Geschichtlichen: Reyscher, Statutarrechte. S. 554–588.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)