Seite:OberamtCalw 295.jpg

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besetzt worden. (Vor 1823 waren die wenigen hier ansäßigen Lutheraner nach Alt-Hengstätt eingepfarrt.)

In der östlich vom Ort gelegenen Zelg „Schleichdorn“ (alt Sledorn, s. Alt-Hengstett) findet man auf den Feldern sehr alte Spuren eines abgegangenen Wohnorts und in der Nähe dieser Stelle einen alt gefaßten, mit Steinplatten bedeckten Brunnen, der schon vorhanden war, ehe die Waldenser sich hier ansiedelten.


Neuweiler,
Gemeinde III. Kl. mit 606 Einw., worunter 6 Kath. a. Neuweiler, Pfarrdorf, 528 Einw. b. Hofstett, Weiler, 78 Einw. – Ev. Pfarrei.


In einem, auf der Hochfläche leicht eingefurchten Wiesenthälchen, das gleichsam den Anfang des Teinach-Thales bildet und auch Neuweiler Thal genannt wird, liegt 31/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt der ziemlich große, etwas gedrängt gebaute Ort. Die meist ansehnlichen, aus Holz mit steinernen Unterstöcken oder Sockeln erbauten Wohnungen sind häufig an den Außenwänden verschindelt oder vertäfelt, und zum Theil noch mit Schindeln gedeckt.

Beinahe in der Mitte des Orts steht die Pfarrkirche, deren ursprünglich in germanischem Styl erbautes Langhaus stylwidrig verändert wurde; der an der Westseite stehende 4eckige, mit Schußscharten versehene Thurm ist uralt und noch aus Buckelsteinen erbaut; das oberste, mit Brettern verschlagene Stockwerk dagegen besteht aus Holz und trägt ein einfaches Zeltdach. Auf dem Thurme, dessen unterstes Stockwerk mit einem Tonnengewölbe versehen ist, hängen 2 Glocken, von denen die größere die 4 Evangelistennamen als Umschrift trägt und die andere in neuerer Zeit gegossen wurde. Das Innere der im Osten platt geschlossenen Kirche enthält einen im germanischen Geschmack gehaltenen Taufstein. Die Unterhaltung der Kirche liegt dem Kirchspiel ob. Der Pfarrsatz steht der Krone zu. Um die Kirche liegt der mit einer Mauer versehene Begräbnißplatz.

Das ansehnliche, in der Nähe der Kirche frei gelegene Pfarrhaus, welches in neuerer Zeit verbessert wurde, hat der Staat zu unterhalten.

Unfern der Kirche hat die Gemeinde ein Privatgebäude im Jahr 1839 erkauft und zu einem Schulhaus eingerichtet; dasselbe enthält ein Schulzimmer und die Wohngelasse für den Schulmeister.

Die Gemeinde beabsichtigt, das alte Schulhaus zu einem Rathhaus einrichten zu lassen, während sie gegenwärtig ein Zimmer im Gasthaus für den Gemeinderath gemiethet hat.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)