Seite:OberamtCalw 301.jpg

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für den Gemeinderath. Eine Industrieschule besteht seit dem Jahr 1852; auch ist ein Armenhaus vorhanden.

Trinkwasser liefern 2 laufende Brunnen, einer in Ober-Kollbach, der andere in Ebersbühl, und 10 Ziehbrunnen, welch letztere übrigens in sehr trockenen Jahrgängen den Dienst versagen, so daß die Einwohner auf die 2 laufenden Brunnen und hauptsächlich auf den etwa 1000 Schritte nördlich vom Ort entspringenden Spiegelbrunnen angewiesen sind. Überdieß fließt in nicht großer Entfernung vom Ort der bei Igelsloch entspringende Kollbach vorüber.

Die im Allgemeinen körperlich wohlgestalteten Einwohner sind sehr fleißig und ihre Nahrungsquellen bestehen neben Feldbau und Viehzucht hauptsächlich in Arbeiten in den Waldungen und Taglohnen. Von den Gewerben sind außer 3 Schildwirthschaften und einem Krämer, noch 3 Wagner, 2 Schmiede und ein Kübler zu nennen, die auch für die Umgegend arbeiten. Die Vermögensumstände sind, mit Ausnahme einiger vermöglichen Bauern, ziemlich gering. Der größte Güterbesitz in einer Hand beträgt 30 Morgen, der mittlere etwa 6–8 Morgen und die Unbemittelten haben 1/2–1 Morgen, zuweilen gar keinen Grundbesitz.

Bei dem Ackerbau ist die Wechselwirthschaft üblich, so daß die Güter einige Jahre mit Roggen, Hafer, Dinkel, Kartoffeln, Erbsen, Kraut, Rüben, Hanf und Flachs eingebaut, und alsdann wieder einige Jahre zu Wiesen benützt werden. Der durchgängig rothsandige, ziemlich fruchtbare Boden wird noch mit dem deutschen Pfluge bearbeitet und liefert bei der nöthigen Düngung 4–5 Schfl. Roggen, 4–6 Schfl. Hafer und 5–6 Schfl. Dinkel pr. Morgen. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 75–120 fl. und die der Wiesen 300–400 fl. Das Getreideerzeugniß reicht nicht für den Bedarf der Einwohner, die immer noch Früchte auswärts aufkaufen müssen. Das Brennen der Felder ist noch allgemein üblich.

Der Wiesenbau, dem nur wenig Wässerung zukommt, ist unbedeutend, ein Morgen erträgt im Durchschnitt 40 Ctr. Futter.

Die Obstzucht ist verhältnißmäßig ausgedehnt und beschäftigt sich vorzugsweise mit Knolläpfeln, Knausbirnen, etwas Zwetschgen und Kirschen. Das Obst gedeiht übrigens wegen des etwas rauhen Klima’s und der nicht selten eintretenden Frühlingsfröste nicht besonders gerne; in günstigen Jahren kann jedoch ziemlich viel Obst nach Außen verkauft werden, während im Ort selbst wenig gemostet, dagegen viel gedörrt wird. Einige Baumschulen, die auch für die Umgegend Jungstämme liefern, sind vorhanden.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)