Seite:OberamtCalw 304.jpg

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rothsandige, zuweilen sog. schwarze Boden beansprucht viel Fleiß zur Bebauung und reichliche Düngung. Der Feldbau wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Schwerz’sche Pflug, Walze, eiserne Egge etc.) und neuerer Düngungsmittel, namentlich Compost gut und umsichtig betrieben; das Brennen der Felder ist noch allgemein üblich. Man baut wechselwirthschaftlich vorzugsweise Roggen, Hafer, weniger Dinkel, dessen Anbau übrigens im Zunehmen begriffen ist, Kartoffeln, Kraut, Rüben, Hanf und Flachs, letzterer wird vielfältig verkauft. Bei einer Aussaat von 4 Sri. Roggen, 7–8 Sri. Hafer, 8 Sri. Dinkel liefert die Ernte 4–5 Schfl. Roggen, 5–6 Schfl. Hafer und 8 Schfl. Dinkel pr. Morgen. Die Preise der Äcker bewegen sich von 40–120 fl., und der Wiesen von 400–1000 fl. pr. Morgen. Das Getreideerzeugniß reicht für die Gemeinde, nur Dinkel muß noch von Außen aufgekauft werden.

Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt, während der Obstertrag im Allgemeinen zu dem mittelmäßigen gehört; es werden vorzugsweise Mostsorten, übrigens auch feineres Obst, wie Gaishirtlen, Fleiner, Frankenbirnen etc. gepflegt.

Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, daher sich die Einwohner auf vielen umliegenden Markungen Wiesen angekauft haben; die Wiesen, denen beinahe durchgängig Wässerung zukommt, sind 2-, zuweilen 3mähdig, und ertragen 25–30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd pr. Morgen.

Der in gewöhnlicher Landrace bestehende, ziemlich namhafte Rindviehstand wird mittelst 2 durch Simmenthaler Race gekreuzte Farren nachgezüchtet und verbessert; die Zuchtstiere werden von der Gemeinde angeschafft und an einen Bürger zur Verpflegung verpachtet. Der Handel mit Vieh ist nicht ohne Bedeutung. Viehaustrieb findet theilweise noch statt.

Jeder Bürger hat das Recht, auf der allgemeinen Schafweide und auf seinem eigenen Gut Schafe weiden zu lassen, deren gegenwärtig gegen 250 Stück Bastarde auf der Markung laufen.

Die Schweine werden theils im Ort gezüchtet, größtentheils aber als Ferkel auswärts aufgekauft, und meist für den eigenen Bedarf, wenig zum Verkauf gemästet.

Von Geflügel werden viele Hühner gehalten und mit Eiern ein kleiner Handel getrieben.

Von Gewerben sind nur 2 Schildwirthschaften und ein Krämer zu nennen.

Die Ortsbürger hatten das Recht, ihr nöthiges Bauholz aus den Gemeindewaldungen zu beziehen und den ursprünglichen Lehenbauern

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)