Seite:OberamtCalw 308.jpg

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Der unregelmäßig angelegte Ort liegt theils in der Thalebene, theils an dem nördlichen Abhange gegen dieselbe; die aus Holz erbauten, häufig mit steinernen Unterstöcken versehenen mit Ziegelplatten gedeckten Wohnungen lagern sich an den gut unterhaltenen, größtentheils gekandelten Ortsstraßen und tragen das ächte Gepräge der Ländlichkeit.

Die etwas erhöht gelegene Pfarrkirche, welche von der Stiftungspflege unterhalten wird, war bis zum Jahr 1812 mit dem Begräbnißplatz umgeben, der zu jener Zeit an das südöstliche Ende des Orts verlegt wurde; die feste Ringmauer des ehemaligen Kirchhofs ist im Jahr 1847 vollends abgetragen worden. Die ursprünglich im germanischen Styl erbaute, theilweise stylwidrig veränderte Kirche, hat spitzbogige Eingänge und spitzbogige Fenster, deren Füllungen auf der südlichen Seite der Kirche noch erhalten sind. Der viereckige, in seinen unteren Theilen noch alte Thurm, reicht mit seinem Zeltdach kaum über den First des Langhauses; auf demselben hängen 3 Glocken, von denen die größte 1813, die kleinste 1814 von Heinrich Kurz in Stuttgart umgegossen wurden. Auf der mittleren stehen in sehr alten Majuskeln die 4 Evangelistennamen. Das Innere der Kirche ist geräumig, hell und mit ziemlich guten Ölgemälden an den Emporen geziert; das untere Stockwerk des Thurms vertritt die Stelle des Chors, von dem ein Eingang in die Sacristei führt; ob derselben ist in Stein gearbeitet das Schweistuch der heil. Veronika mit dem Württ. Wappen und der Jahrszahl 1488 angebracht. Letztere gibt ohne Zweifel die Zeit der Erbauung des gegenwärtigen Langhauses an.

Das ansehnliche, im Jahr 1855 erneuerte Pfarrhaus liegt angenehm und frei in der Nähe der Kirche und bildet mit seinen Nebengebäuden, Hofraum und 2 Gärtchen einen wohlgeschlossenen Pfarrhof; die Unterhaltung desselben hat der Staat zu besorgen.

Das Rathhaus, in dessen unteren Stockwerk 2 geräumige Lehrzimmer für die Volksschule eingerichtet sind, ist schon ziemlich alt; die beiden an der Schule angestellten Lehrer, ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe, bewohnen ein besonderes, ganz in der Nähe gelegenes Gebäude, das die Gemeinde im Jahr 1812 erbauen ließ. Eine Industrieschule besteht seit 1854.

Überdieß sind von öffentlichen Gebäuden noch ein Waschhaus, ein Schafhaus und 2 Armenhäuser vorhanden.

Die im Allgemeinen gesunden, ziemlich wohlgewachsenen Einwohner, verbinden mit vielem Fleiß eine große Sparsamkeit und finden ihren Haupterwerb in Feldbau und Viehzucht; viele suchen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)