Seite:OberamtCalw 326.jpg

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den Orten, wo das Kloster Hirschau, welches noch im 12. Jahrhundert hier Erwerbungen machte (Cod. Hirsaug. 61a. 62b.), Besitzungen hatte.

Von den zu der Gemeinde gehörigen Weilern ist der bedeutendere Lützenhardt, einige 100 Schritte nördlich von Sommenhardt gelegen.

Lützenhardt kommt unter denselben Verhältnissen vor wie Summenhardt im Anfang des 9. Jahrhunderts und im Jahr 1075 (hier als Lutzelenhart).

Etwa 1/8 Stunde westlich vom Ort trägt ein Wäldchen, das Eigenthum von Lützenhardter Bürgern ist, den Namen „im Klösterle“; man sieht daselbst noch Spuren einer viereckigen, namhaften Ummauerung, von der eine noch vollständig erhaltene Seite 150 Schritte lang ist. Möglich, aber keineswegs erweislich ist, daß es die Stätte war der im 12. Jahrhundert vorkommenden Kentheimer Nonnen (sorores ad sanctum Candidum. Cod. Hirsaug. 64a). In der Nähe befindet sich der „steinerne Brunnen“, eine in Steinen alt gefaßte Quelle, die sehr gutes Wasser liefert.

Der zweite Weiler Kentheim, aus meist unansehnlichen Häusern bestehend, hat an dem Vereinigungspunkt des Röthelbachthälchens mit dem Nagoldthale eine sehr freundliche und geschützte Lage. Gutes Trinkwasser ist im Überfluß vorhanden. Die meist unbemittelten Einwohner suchen sich durch Taglohn- und Fabrikarbeiten in Calw ihr spärliches Auskommen zu sichern, indem außer etwas Wiesenbau und Obstzucht kein landwirthschaftlicher Betrieb möglich ist.

Im Ort, durch den die Nagoldthalstraße führt, besteht eine Schildwirthschaft und ein Armenhaus.

Die zwischen der Landstraße und der Nagold gelegene Kirche, welche dem Ort wegen ihres hohen Alters eine besondere Berühmtheit verliehen hat und häufig von Alterthumsfreunden besucht wird, ist Eigenthum der gemeinschaftlichen Stiftungspflege des Kirchspiels, welcher auch die Unterhaltung derselben zusteht. Die im früh romanischen Styl erbaute, später theils in die germanische Bauweise, theils stylwidrig veränderte Kirche bildet eine schmale, verhältnißmäßig ziemlich lange Basilika, an deren östlichem Ende ein viereckiger, in seinen untern Theilen sehr alter Thurm steht, dem ein neueres hölzernes Stockwerk mit Satteldach aufgesetzt ist. An der nördlichen Seite des Langhauses sind schmale, schußschartenartige Lichtöffnungen angebracht, während sich an der südlichen uralte Rundbogenfensterchen und später eingebrochene oblonge Lichtöffnungen befinden. Die Eingänge sind in den germanischen Styl geändert,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)