Seite:OberamtCalw 327.jpg

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ebenso ist der vordern Giebelspitze ein germanisches Kreuz aufgesetzt worden. Das Innere des Langhauses ist flach getäfelt und die Wände zeigen reiche Überreste frühester deutscher Malerkunst (siehe Kunstblatt 1840 Nr. 96). Auch bewahrt das Langhaus noch den ursprünglichen runden hohlen Taufstein, der in seltener Einfachheit, man möchte sagen Rohheit, ausgeführt ist. Von dem Schiff führt ein in dem Spitzbogenstyl geänderter Triumphbogen in das untere Stockwerk des Thurmes, welches die Stelle des Chors vertritt; zu beiden Seiten des Chorbogens stehen schmucklose, steinerne Altäre und an einem derselben ist ein steinerner Weihkessel angebracht. Den Chor deckt ein Tonnengewölbe, das mit Fresken in romanischem Geschmack geziert ist; über dem Chorbogen ist die Verkündigung und an dem Rundgewölbe Christus als Weltrichter auf einem doppelten Regenbogen thronend dargestellt, während in den 4 Ecken die Symbole der 4 Evangelisten mit Schriftstreifen angebracht sind. Sowohl das Hauptgemälde, als die Evangelistensymbole sind in Medaillos gemalt und die übrige Chordecke mit Sternen besäet. Das Gemälde an der östlichen Wand des Chors stellt Christus mit erhobener Rechten dar; zu beiden Seiten je eine knieende anbetende männliche Gestalt, und zwar, so weit es sich noch erkennen läßt, links von dem Weltheiland Moses mit den Gesetzestafeln, rechts Johannes der Täufer, das Agnus Dei darreichend. Sämmtliche Gemälde sind mit Ausnahme des blauen Sternenhimmels auf weißem Grunde ausgeführt. Auch an den Außenseiten der Kirche waren in oblongen Feldern Gemälde aus etwas späterer Zeit angebracht, von denen eines an der Nordseite (Christus am Kreuze, zu jeder Seite 2 Figuren) sich noch einigermaßen erkennen läßt, während von den übrigen nur noch spärliche Andeutungen wahrgenommen werden können. An der Nordseite des Thurms ist ein Anbau (Sacristei) angebracht, der noch ziemlich unverändert seine ursprüngliche romanische Bauweise an sich trägt; er enthält schmale Lichtlöcher und an den beiden Ecken des Frieses uralte, sehr merkwürdige Fratzenköpfe. Das Innere, von einem Tonnengewölbe gedeckt, bewahrt noch einen einfachen, steinernen Altartisch, wie auch ein viereckiges Sacramenthäuschen. Von den Monumenten in der Kirche ist das eines Leutpriesters Klenk von Zavelstein vom Jahr 1501 noch das leserlichste. Die Kirche war dem heil. Candidus geweiht, von dem der Ort im Anfang des 14. Jahrhunderts „Sant Kenten“ geschrieben (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 135), seinen Namen erhielt. An ihr bestund im 15. Jahrhundert eine zu Zavelstein gehörige Frühmesserei (Würdtwein Subsid.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)