Seite:OberamtCalw 330.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wurde im Jahr 1843 eine weitere Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang erbaut. Im Ort selbst wird eine Öl- und Gypsmühle von dem Schönbrunnenbach getrieben. In der nächsten Umgebung von Stammheim erheben sich mehrere scharf markirte Hügel, von denen man freundliche Aussichten genießt, wie der gegen Norden gelegene Galgenberg, im Südosten die hohe Nille, gegen Südwesten der kuppelförmige Hügel „Doma“ [1] u. s. w.

Die Gebäude des Dorfs sind zum Theil ansehnliche, meist aus Holz erbaute Baurenwohnungen, von denen mehrere steinerne Unterstöcke haben; die Ortsstraßen sind gut erhalten und größtentheils mit Kandeln versehen. Auch die Düngerstätten haben, wenigstens an den Hauptstraßen, eine zweckmäßige Einrichtung.

An der nördlichen Seite des Dorfs liegt die im Jahr 1790 namhaft erweiterte und durchaus erneuerte Pfarrkirche, deren Unterhaltung der Stiftungspflege mit Unterstützung der Gemeinde obliegt. Das Gebäude ist in den modernen Rundbogenstyl geändert, und hat keinen architektonischen Werth. Der monströse, in seinen untern Theilen massive Thurm geht in ein Achteck über, dem ein schlankes Zeltdach aufgesetzt ist; auf demselben hängen drei Glocken mit folgenden Inschriften, und zwar die größte: Osanna heis ich, in unserer Frawen Er levt ich, Bernhart Lachamann gos mich 1505; die mittlere: In sant Lux, s. Marx, s. Johannes, s. Matheus Er gos mich Bastian Sidler von Eßlingen 1524. Die kleinste, wohl die älteste, enthält weder Schrift noch Zeichen.

Der im Jahr 1856 erweiterte, theilweise ummauerte Begräbnißplatz lehnt sich im Norden an die Kirche.

Das Pfarrhaus, welches nach einer über dem Eingang angebrachten Jahreszahl 1605 erbaut wurde und von dem Staat unterhalten wird, bildet mit seinen Nebengebäuden, Hofraum und Gärten einen angenehmen Pfarrsitz.

Das ansehnliche Schulhaus wurde 1780 zunächst der Kirche an der Hauptstraße erbaut; es enthält zwei geräumige Schulzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und seines Gehilfen.

Das im Jahr 1757 erbaute und 1844 erneuerte ansehnliche Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First, steht beinahe mitten im Dorf.

Ein zweistockiges Backhaus mit 3 Öfen wurde im Jahr 1839 mit einem Gemeindeaufwand von 2600 fl. erbaut; auch sind Gemeindewaschhäuser vorhanden.


  1. Geschrieben: Thuma, Duma (1482), Thoma (1567).
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_330.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)