Seite:OberamtCalw 372.jpg

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meisten aber sind violett, und zwar in allen Abstufungen von blassem bis zu dunkelm Violett, die helleren zum Theil mit dunkleren Flecken am Grunde, oder mit dunkleren Adern, manche mit weißen Spitzen der Kronlappen. Ein Verpflanzen dieser schönen Blumen in die Gärten zu Calw hat bis jetzt keinen bleibenden Erfolg gehabt; sie blühen zwar mehrere Jahre, werden aber unscheinbarer und bleiben zuletzt aus.

Was die geschichtlichen Verhältnisse betrifft, so war das Schloß ursprünglich eine Veste der Grafen von Calw. Die Tochter des letzten Calwer Grafen, welche an den Grafen Simon von Zweibrücken verheirathet war, nannte sich Gräfin von Zavelstein und starb auf letzterer Burg den 21. Februar 1284 (Chron. Sindelfing.). Darauf kam die Oberhoheit über Z. an die Erben ihrer älteren Schwester, welche in erster Ehe an Graf Rudolf von Tübingen-Böblingen verheirathet war. Nebenbei nannte sich ein Rittergeschlecht von Zavelstein, wie denn ein dominus Richelinus miles in Zauelstein im Jahr 1303 vorkommt (Mone Zeitschr. 5, 338). Der Urenkel obigen Rudolfs, Graf Wilhelm von Tübingen († um 1346), dessen älterer Bruder Götz erst im J. 1342 von Paul von Gültlingen Burg und Stadt Zavelstein um 1530 Pfd. erkauft hatte[1], überließ beides – ohne Zweifel im J. 1345 mit Calw selbst – an die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg. Gleichwohl kam den 30. Dez. 1345 Zavelstein, übrigens „ohne das Wildbad“ [d. i. Teinach], wieder als Hauptunterpfand an den Verkäufer, für 5000 Pfd. Heller, welche Summe die Württemberger Grafen von der Erkaufung Calws her dem Tübinger Grafen Wilhelm noch schuldig waren (Schmid a. a. O. Urk. 146). Dem Tübinger Grafen Wilhelm solle Zavelstein, welches für Württemberg ein offenes Haus sei, von letzterer Herrschaft geschirmt werden, und wenn er ohne Erben stürbe, so solle der noch ausstehende Rest des Kaufschillings den Württemberger Grafen heimgefallen sein, ohne daß sein Bruder Götz noch sonst einer seiner Verwandten darauf Ansprüche habe (Schmid a. a. O. Urk. 147). Nichtsdestoweniger erhob letzterer, nachdem württembergischer Seits die Ablösungssumme berichtigt war, Ansprüche, für die er sich übrigens im J. 1369 mit einer jährlichen Leibrente abfinden ließ (Schmid a. a. O. Urk. 152).

Unter Württemberg wurde aus der Herrschaft Zavelstein das Amt Zavelstein (s. I, 5) gebildet, welches jedoch die meiste Zeit über der Vogtei zu Calw untergeordnet war. Die Amtsorte, eine spätere


  1. Schmid Pfalzgr. v. Tübingen 368. Übrigens erscheinen die von Gültlingen noch 1398 als allhier und zu Teinach und Sommenhardt begütert. Sachs Geschichte von Baden 2, 213.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)