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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Allemannen, so wie die spätern unter den Hohenstaufen etc., der verheerende Zug des K. Rudolph 1286 und 1287, der Angriff auf den Grafen Eberhard I. durch Conrad von Weinsberg 1311, die nachherigen Städtekriege, die Vertreibung Herzogs Ulrichs durch den Schwäbischen Bund, wie viel Ungemach brachten sie nicht über den Bezirk! Mehr als einmal ward selbst die darin gelegene Stammburg zerstört. Minder hart, als manche andere Gegenden, scheint der Bezirk durch den 30jährigen Krieg betroffen worden zu seyn; aber deßwegen war die Noth und das Elend, das dadurch verbreitet wurde, immer noch unbeschreiblich groß. Eben so wurde die Gegend durch die verheerenden Einfälle der Franzosen 1688, 1693 und noch 1707 hart heimgesucht. Besonders schwer aber lasteten die letzten französischen Kriege auf ihr. Die Amtsstadt war derjenige Etappenplatz, auf welchen die Heere unaufhörlich von allen Seiten zuströmten. Es gibt fast keine Nation und keine Waffe, bis auf die Bogenschützen hinaus, deren Bekanntschaft die Einwohner des Bezirks nicht gemacht hätten. Im Jahr 1796 war sie kurze Zeit selbst der Kriegsschauplatz, und am 21. July fiel hier das blutige Treffen vor, wovon bey Canstatt noch weiter die Rede seyn wird. Die meisten Amtsorte litten dabey mehr oder weniger durch Plünderung. Durchmärsche, Einquartirungen, Lieferungen und Leistungen aller Art waren von nun an bis ins Jahr 1816 das Loos des Bezirks. Was in den ersten Jahren, so lange das österreichische Heer noch auf eigene Kosten lebte, erworben worden war, das ging nun alles vielfach wieder verloren. Das öffentliche und Privat-Vermögen ward auf eine Weise erschöpft, die man kaum für möglich halten sollte. Der Kriegsschaden von Stadt und Amt belief sich schon bis 1798 auf eine Million Gulden. Innerhalb 8 Jahren zwischen 1798 und 1811 wurden 800.633 fl. Amts- und Gemeinde-Schaden auf die Amtsangehörigen umgelegt, daneben wurden noch von den Körperschaften ansehnliche Schulden gemacht. Die Zahl der Einquartirten belief sich allein von 1809 bis 1811 auf 336.817 Mann, 71 Generale und 12.975

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 011. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt011.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)