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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

diesem folgt eine Schicht von ockergelben Süßwasserkalk, der beinahe ganz aus incrustirten Pflanzentheilen der Conferva fontinalis, Equisetum palustre, Carex, so wie aus Blätterabdrücken von Betula alnus und Salix amygdalina besteht, und in dem häufig ein rindenartiger Überzug von dichtem Brauneisenstein und Brauneisenocker sich angesetzt findet; überdieß kommt auch noch ein sehr schöner, graulichweißer, gerad- und zartfasriger, oft zollmächtiger, rindenartiger Arragonit auf den Ablösungsflächen und in dessen Drusenräumen vor. Dieser Süßwasserkalk geht allmählig durch das Zurücktreten der Pflanzentheile in einen äußerst festen, gelblichgrauen, beynahe ganz dichten, dem Jurakalk sehr ähnlichen, beim Zerschlagen auffallend klingenden Süßwasserkalk über, der bis auf eine Tiefe von 12′ abgebaut ist, vielleicht aber noch einmal so tief niedersetzt. Ähnliche Verhältnisse zeigen sich in den übrigen Steinbrüchen und auch bey Münster, nur unter dem Lagerhause in Canstatt, wo vor einigen Jahren bey Gelegenheit des Fundamentgrabens ein Süßwasserkalkflöz aufgedeckt wurde, fand sich ein durchaus licht-aschgrauer aus lauter Carex- und Arundo-artigen Pflanzen bestehender Süßwasserkalk, bei dem die einzelnen Pflanzenfasern bisweilen mit einem rindenartigen Anflug von Schwefelkies überzogen waren. 1

Das Kalkstein-Conglomerat. An den beiden Ufern des Neckars unterhalb Unter-Türkheim, Gaisburg, Berg und Canstatt und zum Theil im Flußbette des Neckars selbst findet sich ein Conglomerat angelagert, das größtentheils aus Geschieben des Jurakalks (Neckarkies) besteht und durch ein kalkerdiges, eisenschüssiges Bindungsmittel sehr fest zusammengebacken ist. Ohnerachtet sich ähnliche Conglomerate am untern Neckar bei Heilbronn, Neckargartach u. s. w. finden, so ist doch keines derselben so ausgezeichnet und von der Ausdehnung, wie das bey Canstatt. Es findet sich schon unterhalb Unter-Türkheim und streicht über den Seelberg mit dem Süßwasserkalke an der Uffkirche vorüber gegen den westlichen Abhange des Sulzerains und von da über die Katzensteige gegen die Steinhalden hin, lauft sodann durch das Neckarbett oberhalb der Canstatter Brücke gegen den Kahlenstein hin, wo es früher, als noch der Berg nicht abgetragen war, auf eine Höhe von 60–70 Fuß sich angelagert vorfand. Außerdem findet es sich auch noch an den Anhöhen von Gaisburg und Berg angelagert und bildet meistentheils die Anhöhe des letzteren, wo es alsdann

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 041. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt041.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)