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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Kaufmannschaft und Gütern bald merklichen Schaden leiden möchte." Lange Zeit befand sich das Lagerhaus unter der Mädchenschule in der Stadt; im Jahr 1829 baute endlich die Stadt die jetzige schöne Halle an der Ludwigsburger Straße, und bezieht nun dafür die Wage- und Lagerhaus-Gebühren, wodurch ihr das aufgewendete Kapital reichlich verzinst wird. Die Anstalten für die Neckarschifffahrt bestehen in einem Krahn, der auf dem rechten Neckarufer unterhalb der Mühle steht, in dem Mühl- und Schiffs-Kanal und in einer Schleuße. Mittelst der letztern Einrichtung wird die Fahrt zwischen dem Kanal und dem über dem Mühlwehr um mehrere Fuß höher stehenden Flusse bewerkstelligt. Die Fahrt ging übrigens nie weiter, als bis in den Holzgarten zu Berg mit Scheiterholz von Rems. Canstatt war immer der Endpunkt der Neckarschifffahrt, und somit ein natürlicher Stapelplatz. Auf der andern Seite ging die Schifffahrt abwärts bis zur Zeit der Erbauung des Kanals zu Heilbronn, wodurch die Durchfahrt in den untern Neckar hergestellt wurde, nur bis Heilbronn; es theilte sich deswegen die Schifffahrt in die untere und die obere Neckarschifffahrt, und diese Eintheilung besteht noch auf den heutigen Tag, obgleich nun auch die Schiffe des untern Neckars bis Canstatt fahren. Die Neckarschiffe auf dem Ober-Neckar (von Canstatt bis Heilbronn) sind vorschriftsmäßig alle von gleichem Bau und gleicher Größe, 80′ lang und im Boden 5′ 8″ breit, mit einer heizbaren Cajüte und einem Verdeke, mit einem Mast und Steuerruder und einem Anhänge-Nachen von 38′ Länge versehen. Ihre höchste Ladungsfähigkeit sind 600 Ctr. Die Schiffer, deren früher 8 waren, jetzt aber mehr sind, befinden sich zu Hofen, Rems und Horkheim. Sie bildeten bis zur Zeit des neuen Gewerbsgesetzes eine eigene Gilde oder Bruderschaft, die ihren Sitz in Canstatt hatte; der Oberamtmann daselbst war Oberbrudermeister. Die Schifffahrts-Verwaltung, und mit ihr die Spedition, kam durch Vertrag 1743 in die Hände der Stadt, die als Besitzerin des Lagerhauses dann auch die Spedition

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)