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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

zu Land an sich zog und so ein ausschließliches Recht auf die Spedition zu Wasser und zu Land übte, bis sie endlich dasselbe als unhaltbar 1818 aufgab und das Geschäft dem freyen Privatbetrieb überließ. 1

Was die Neckarschifffahrt von Canstatt bis Heilbronn im Allgemeinen betrifft, so theilen wir hier noch einige weitere geschichtliche Nachrichten darüber mit. Die Schiffbarmachung des Neckars wird gemeiniglich dem Herzog Christoph zugeschrieben: es ist jedoch schon in dem unten angeführten Canstatter Dokumente aus der Zeit des Grafen Eberhards d. j., also 1480–1482, von der Schifffahrt bis Heilbronn die Rede. Man hat sogar Spuren, daß die Schifffahrt schon zur Zeit der Römer im Gange war, wenigstens hat man zu Marbach einen römischen Altar gefunden, den die Schiffer dem Schutzgott der Schiffe – Nautae Genio Nautarum – geweiht haben. Die Schwierigkeiten, welche der Fluß darbietet, mögen Ursache gewesen seyn, daß die Schifffahrt wieder in Abgang gekommen ist. Kaiser Karl ertheilte dem Herzog Christoph am 1. Decbr. 1553 die Freyheit, den Neckarfluß, so weit solcher durch sein Fürstenthum fließe, und er auch sonst solches nützlich befinde, zu öffnen, schiffreich und gängig zu machen etc. Da die Durchfahrt zu Heilbronn mit Mühlen und Werken verbaut war, so schloß der Herzog am 4. Januar 1557 mit der Reichsstadt einen Vertrag ab, wornach er der Stadt 10.000 fl. zu erlegen versprach, diese aber „den Wasserbau zu einer geraumen Schifffahrt“ in das Werk zu richten und künftig im Bau zu erhalten über sich nahm, doch unbeschadet der Rechte und Freyheiten der Stadt. Allein schon 1590 war die Heilbronner Einrichtung durch Überschwemmung unbrauchbar geworden. Der Baumeister Schickhardt übergab deswegen dem Herzog Friedrich I., dessen reger Sinn für Handel und Gewerbe sich auch auf die Neckarschifffahrt gerichtet hatte, einen neuen Plan zur Bewerkstelligung der Durchfahrt zu Heilbronn. Der frühzeitige Tod des Herzogs scheint jedoch sowohl diesen als andere Plane, worunter auch die bereits

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt103.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)