Seite:OberamtCanstatt123.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

vermuthlich seinen Namen Kahlenstein hatte. Von der Neckarseite war er fast ganz unzugänglich; es führte daher von der Gegend von Bellevue aus eine Treppe, von alten Zeiten her „die Stuttgarter Staffel“ genannt, auf seine Höhe, über welche der Fußweg nach Stuttgart gieng. Zu dieser Staffel hatte 1596 des alten Vetterlins Wittwe 100 fl. gestiftet, der König hatte sie, nachdem sie längst abgegangen war, 1816 wieder herstellen lassen. Am Fuße des Bergs zwischen Bellevue und Berg hatte ein neu erbauter doppelter Bierkeller gestanden, der nun in dem Berge versteckt ist; ein zweiter Keller ist von der Zaisischen Wirthschaft in dem Keller vergraben.

Während der Umwandlung des Berges wurde auch dem Neckar am Fuße desselben ein anderes Bett gegeben, wodurch derselbe weiter hinüber gerückt wurde, so daß der Fluß seinen Lauf, den er diesseits der Halbinsel nahe an Bellevue vorüber hatte, nun jenseits derselben erhielt. Ebenso wurde auch die Straße von Bellevue bis an die neue Brücke ganz verändert, und dem Flusse näher gebracht. Zu gleicher Zeit ließ der König auch die oben schon erwähnten Gebäude der Vorstadt ankaufen, um seiner Zeit größere Bauwerke an ihre Stelle zu setzen, und so allmählig ein geschloßenes Ganzes zu bilden.

d. Das Bragwirthshaus. Es steht auf der Höhe der Brag an der Ludwigsburger Straße, und wurde erst vor einigen Jahren erbaut, nachdem das Wirthshaus und ehemalige Chausseehaus, das weiter unten in der Ecke, wo die Stuttgarter und die Canstatter Straße zusammen laufen, gestanden hatte, von dem König gekauft, und zum Abbruch bestimmt worden war.

e. Die Fabrik in der Au, die obengenannte Türkischrothfärberey und Maschinen-Spinnerey, vorzugsweise „die Fabrik“ genannt. Sie liegt mit ihren schönen Gebäuden nur einige hundert Schritte unterhalb der Stadt auf dem linken Ufer des Neckars. In ihrer Nähe befindet sich eine reiche Quelle, welche ein Wasserrad der Spinnerey treibt

Empfohlene Zitierweise:
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)