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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

wie aus mehreren Urkunden hervorgeht, seine eigene Markung und bildete auch eine eigene Gemeinde mit einem eigenen Gericht und mit einem Edelmann, der hier seine Burg hatte, s. u. Als Wolf von Bry 1336 Weinberge „in der undern huntklingen vor dem Siechenhaus“ verkaufte, waren unter Andern Zeugen: „Balmar und Heinrich die Söner bede richter zu Bri.“ Die Burg Brie stand ohne Zweifel auf der Stelle, oder in der Nähe des s. g. Schillingischen Hauses, wo man noch in vorigem Jahrhundert die kreisförmigen Mauren davon sehen konnte. Eine Handschrift aus dem 16ten Jahrhundert macht davon noch folgende Beschreibung: „darnach (nach dem Gasthaus zum Ochsen) steht eine alte Burg in der Vorstadt, uff welcher vor zeiten Edelleuth gewohnt haben, ist ein gar altfränkisch Haus, hat noch ein Wassergraben ringsherumb, und sieht einer nach dem Eingang der Bruckhen Vellder und den Lustgarten und schöne wisen darumb gelegen.“ Die Burg wurde 1287 von Kaiser Rudolph zerstört. Daß Stadt und Vorstadt zweierley Namen geführt haben, kann um so weniger befremden, als dieser Fall auch sonst, wo ein Fluß trennt, häufig vorkommt, z. B. Rottenburg und Ehingen, Regensburg und Hof.

3) Ufkirchen. Von diesem Weiler, der auf der östlichen Anhöhe der Stadt lag, ist jetzt noch die Kirche – Uffkirche genannt, mit dem Kirchhof übrig. Von ihr hat der Ort unstreitig auch seinen Namen „uf Kirchen, uff Kilchen“ erhalten. Die Kirche war eine uralte Pfarrkirche, s. u. Von dem Orte schrieb sich auch ein adeliges Geschlecht. Die Einwohner des Orts haben sich an die Stadt angeschlossen, und ein Theil von dieser war daher auch in die Ufkirche eingepfarrt. Im 16ten Jahrhundert wohnten noch einige Personen draußen; 1461 war ein Streit mit dem Stift Stuttgart dahin entschieden worden, daß das Stift nicht schuldig sey, zu Uffkirch das Vaselvieh zu halten.

Außer diesen Orten scheint auch noch ein Weiler Namens Stein bey Canstatt gestanden zu haben, der vermuthlich seinen Namen von dem alten Landgericht erhalten hatte.

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)