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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

auch nach 1350 gebraucht, und bekanntlich bey manchen andern Orten zu einer Zeit noch gefunden wird, wo sie erweislich schon längst Städte waren.

Unter den besondern Freyheiten, welche der Stadt von K. Ludwig ertheilt worden sind, ist auch die, „daz si den Landtag, den sie habent vor der Stadt, in der Stat haben sullen und mügen von unsern vollen Gewalt uf den tag, als er her von alter vor der Stat gewesen ist.“ Dieser Landtag ist nicht zu verwechseln mit dem Landgericht bey Canstatt, das auch später noch gehalten wurde. Die Stadt erhielt dadurch Befreyung von dem adeligen Landgerichte und für sich und ihre Angehörigen ohne Zweifel dasselbe Recht, das K. Maximilian 1504 der Stadt Herrenberg, wo sich vormals ein pfalzgr. Tübingisches Landgericht befand, ertheilt hat: in peinlichen Händeln und über das Blut zu richten, auf dem Rathhaus, und nicht wie bishero unter freyem Himmel. Heß Chronik von Herrenberg, Mscr.

Im Übrigen erhielt nun Canstatt allmählig die Verfassung, welche man bey allen Würt. Landstädten findet: im 14ten Jahrhundert stand noch ein Schultheiß, wahrscheinlich aber neben dem gräflichen Vogt, der zugleich Renntbeamter war, an ihrer Spitze. Von der Marktgerechtigkeit war oben schon die Rede. Zu den Freyheiten der Stadt gehört auch die Freyheit von Jagddiensten, welche die Stadt von undenklichen Zeiten her besizt, unter der vorigen Regierung zwar verloren, aber auf eine Vorstellung im Jahr 1815 zurück erhalten hat. Von der Errichtung einer Zollstätte i. J. 1463 und der vormaligen Postanstalt war oben schon die Rede. Aber zu erwähnen ist hier noch, daß die Stadt eine zeitlang einen Bestandtheil der Haupt- und Residenz-Stadt Stuttgart ausmachte. Sie wurde nämlich durch das V. Edikt vom 18. Nov. 1817 in regimineller und polizeylicher Beziehung mit lezterer verbunden, und durch Erweiterung beyder Städte und mittelst des dazwischen gelegenen Weilers Berg hoffte man auch eine äußere Verbindung herzustellen. Die Vereinigung dauerte

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)