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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Jahrzahl: 1519. Die Baulast des Pfarrhauses, das i. J. 1799 erneuert und erweitert wurde, hat die K. Hofkammer. Der Begräbnißplatz liegt entfernt von der Kirche, am südwestlichen Ende des Dorfs, wo er 1805 angelegt und mit einem Glockenthurm versehen wurde. Außer der Kirche hatte Felbach vor Zeiten auch noch 2 Capellen, die eine davon stand auf dem Felde zwischen den Weinbergen und soll kurze Zeit vor der Reformation zum Bau des Chors der Pfarrkirche verwendet worden seyn; die andere befand sich oben am Kapelberg, der davon den Namen hat; sie wurde erst i. J. 1819 abgebrochen, nachdem sie zuletzt einem Waldschützen zur Wohnung gedient hatte. Sie war einst eine berühmte Wallfahrts-Capelle. An ihrer Stelle hatte ein Kirschbaum gestanden, auf welchem die Jungfrau Maria einem Knaben erschienen seyn soll. Diese Erscheinung und der Ruf der Wunderthätigkeit, in welchen der Baum gebracht worden war, veranlaßte den Bau einer Capelle auf dem Platze. 1

Die Hauptnahrung der Einwohner besteht in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht, die in einem sehr günstigen Verhältnisse vereinigt sind. Das Felbacher Feld ist eines der bestkultivirten in dem ganzen Königreiche, und der Felbacher Wein gehört zu den vorzüglichsten Neckarweinen, s. S. 63. Der Ort hat auch viele Handwerker, 4 Schildwirthschaften und eine Gypsmühle, auch wird eine Käserey und von Einzelnen ein nicht unbedeutender Weinhandel getrieben. Den Gesundheitszustand der Einwohner betreffend s. S. 54. Der Vermögenszustand der Einwohner ist im Allgemeinen gut, es gibt viele sehr vermögliche Bürger. Weniger gut steht die Gemeindekörperschaft, die übrigens ein nicht unbeträchtliches Waldeigenthum besitzt. Seit 1811 hat Felbach auch Marktgerechtigkeit, und hält jährlich zwey Vieh- und Krämermärkte. Übrigens soll es schon in frühern Zeiten Marktflecken gewesen seyn. Die Schule theilt sich in 4 Abtheilungen mit 1 Schulmeister und 3 Provisoren. Zu Preisen und zu Schulbüchern für Ärmere sind Schulstiftungen im

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)