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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

zusammen in Geld 59 fl. 5 kr. und 21/4 S. D., 8 Schfl. 71/2 S. H., 2 S. glatte Früchte und 10 E. 3 I. Wein. Den größten Theil davon hat der Staat, der Rest ist unter verschiedene Stiftungspflegen getheilt. Ungefähr 23 M. Weinberge entrichten noch Theilgebühren. An vogteylichen Gefällen hat der Ort noch 15 fl. 27 kr. und 28 Schfl. 23/4 S. Vogthaber, ferner 19 E. 21/2 I. Bet- oder Burgwein zu entrichten[1]. Eines alten Waldrechts der Gemeinde auf Waldstreu, Weide und Dürrholz in einem Theile der Waldungen von Weil ist oben schon gedacht.

Hedelfingen liegt 1/4 St. von dem Neckar vor der Mündung des Roracker Thals; der Dürrenbach fließt durch den Ort. Es hat ein Rathhaus, und ein 1820 neu gebautes Schulhaus, eine Mahlmühle und eine Ziegelhütte. Die Pfarrkirche steht etwas erhöht, Filial der Kirche ist der K. Gestütshof Weil.

Die Einwohner nähren sich hauptsächlich von dem Weinbau und dem Vieh. Das Ackerfeld ist klein und wird deßwegen auch nicht flürlich gebaut. Die Markung überhaupt ist, wie die Tabelle II. zeigt, im Verhältniß zu der Einwohnerzahl eine der kleinsten des Oberamts. Die Einwohner suchen daher auch häufig auswärts durch Grabarbeiten, Straßenbau-Accorde etc. ihr Brod zu verdienen, und werden als fleißige und gewandte Arbeiter sehr gern dazu gebraucht. Außer der gewöhnlichen Schule hat Hedelfingen auch eine Industrieschule zum Unterricht in weiblichen Arbeiten; mit der erstern ist eine kleine Stiftung von 30 fl. zu Schulbüchern verbunden, auch ist eine Armenstiftung von 80 fl. zu Brod und Schulbüchern vorhanden.

Das Patronatrecht hatte ehemals die zum Kloster St. Blasii gehörige Propstey Nellingen. Durch Tausch kam


  1. Ein Beispiel, wie in späterer Zeit erst noch manche Grundlasten entstanden sind, ist folgendes: 1611 erhält Hedelfingen die Erlaubniß, 35 M. Allmandwald zu Weinberg anzulegen, und es wird ihm dafür die jährliche Abgabe von einem Eimer Bodenzinswein angesetzt.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)