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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

dasselbe am 10 Apr. 1649 an Würtemberg. Kurz vor der Reformation ist auch eine Kaplaney in Hedelfingen gestiftet worden; in einem Visitations-Bericht von 1540 ist aber bemerkt: „die Pfründ ist als noch nit bestätigt besonder neuerlicher Zeit fundirt worden, hat nie keinen Besitzer gebabt.“ Die Reformation wurde in Hedelfingen zu derselben Zeit, wie im ganzen Lande, eingeführt, aber die Hedelfinger hatten schon früher viele Neigung dazu gezeigt[1]. 1

Hedelfingen gehört von alten Zeiten her zu Würtemberg[2]; an der Grundherrschaft hatten ehemals mehrere auswärtige Klöster und Herren Theil. Die von Rechbergischen Gefälle gingen erst in neuern Zeiten an die Landesherrschaft über, und zwar durch einem Tauschvertrag i. J. 1811 mit den Grafen von Rechberg, über dessen Gülten und Gefälle zu Hedelfingen, Ober- und Unter-Türkheim, Ober-Eßlingen und Wangen. Über dem Dorfe findet man noch Spuren einer ansehnlichen Burg, man kennt aber weder ihren Namen, noch ihre ehemaligen Bewohner mehr. Der Platz heißt noch jetzt „auf der Burg," und unter diesem Namen kommt er schon 1366 vor. In diesem Jahre vergabt Irmelgart die Stöfflerin, Klosterfrau zu Weil (bey Hedelfingen) und Bertolds von Stöffeln Bruderstochter den Weinberg „uff der Burg, den man nennt den Stöffeler.“ Nach Sattler soll die Burg noch aus


  1. Ihr Pfarrer, Benedict Bauz, war nach Eßlingen gezogen, und auf dem Zehenthof daselbst von dem Domcapitel Speyer vorläufig als Kaplan angenommen worden. Hier ereiferte sich über das Beginnen der Eßlinger, und ließ sich verlauten, er wolle alle würtembergische Unterthanen und besonders die Hedelfinger, die herein in die ketzerischen Predigten gehen, dem Regiment in Stuttgart anzeigen, das kurz vorher strenge Befehle gegen das Anhören der neuen Prädikanten in Eßlingen erlassen hatte. Der Magistrat in Eßlingen ließ jedoch den Pfaff Bauz durch 4 Stadtknechte fest nehmen und ihn, nachdem er denselben 10 Tage lang im Thurm und Boden mit Wasser und Brod abgespeist hatte, über die Grenzen schaffen. S. Schurrers Erläut. der Würt. Reformation S. 96.
  2. Doch möchte man aus der Einwilligung, welche die Herzoge von Teck zu mehreren Verkäufen von Gütern gegeben haben, auf eine ältere, auswärtige Verbindung schließen. Merkwürdigerweise gehörte Hedelfingen auch nicht zu dem Landcapitel Canstatt, s. S. 6.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt157.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)