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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

der Kirche ging, wie wir nachher sehen werden, durch verschiedene Hände. Unter den Stiftungen für wohlthätige Zwecke befinden sich 3 von der Familie von Palm. 1

Mühlhausen ist ein sehr alter Ort, und vermuthlich römischen Ursprungs, s. S. 12 u. ff. Auf den beyden Bergecken, an der Mündung des Feuerbachthälchens, standen einst zwey Burgen, welche nach allen Anzeichen auf den Grund römischer Castelle gebaut waren: die eine auf dem Platze, wo die jetzige Pfarrkirche steht, die andere gegenüber auf der Höhe des grundherrschaftlichen Parks über dem jetzigen Schlosse. Der Platz, worauf die letztere stand, ein gutsherrlicher Weinberg, heißt noch die Engelburg. Ein weiteres Schloß hatte in dem jetzigen Schloß-Küchengarten gestanden; 1730 wurden noch starke Grundmauern, darunter auch ein Säulenkopf mit der Inschrift „Blanchenstein“ ausgegraben. Von den Überresten der beyden zuerst erwähnten Burgen liefert Sattler in seiner ältesten Geschichte S. 245 Tab. XXVII. und XXVIII. noch Abbildungen nebst einer Beschreibung, die jedoch in den Namen der Berge unrichtig ist. Seit seiner Zeit ward die Engelburg in den 1770er Jahren vollends abgetragen, die Mauern der andern Burg sind noch vorhanden, wie sie Sattler darstellt. Bedeutendere Reste der letztern wurden ums Jahr 1488 zu einem Kirchenbauwesen verwendet; in diesem Jahre überließ Heinrich von Kaltenthal der Heiligenpflege den „Burgstall“ zum Kirchenbauwesen, unter der Bedingung, daß er und seine Erben ihren Wein in den Keller des Burgstalls legen dürfen. Der Keller ist nun von der Kirche überbaut. Eine der beyden Burgen von Mühlhausen war es, die 1312 von den Eßlingern im Kriege mit Graf Eberhard dem Erlauchten von Würtemberg belagert, und vermuthlich zerstört wurde. Aus dem Feldlager vor Mühlhausen ist die Urkunde der Eßlinger datirt, wodurch Markgröningen in die Reihe der Reichsstädte aufgenommen wurde, s. Sattlers Geschichte S. 71 und Beyl. 43 b. Der Sage nach soll vor Zeiten ein unterirdischer Gang entdeckt worden seyn, der von der

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)