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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Engelburg an den Neckar gegen die Burg Hofen führte. Von andern Denkmählern des Alterthums, die in der Nähe von Mühlhausen entdeckt worden sind, war oben S. 15 etc. schon die Rede. Mühlhausen muß einst ein sehr fester Punkt gewesen seyn, der Ort selbst war vor Zeiten auf einer Seite mit einer Mauer umgeben, man findet noch bedeutende Spuren davon und mehrere Häuser geben noch einen Zins, weil sie auf der Ringmauer stehen, auch heißen die daran gränzenden Gärten die „Mauergärten,“ und die dabey liegenden Äcker die „Äcker hinter der Mauer.“ Wahrscheinlich war das Biberburg, dessen oben S. 129. gedacht ist, unser Mühlhausen, so daß vielleicht der ummauerte Theil von Mühlhausen mit der Burg ehemals Biberburg hieß, was aber außerhalb der Mauern gegen die Mühle hin lag, Mühlhausen genannt wurde, bis der letztere Name auf das Ganze übertragen wurde. In ältern Zeiten ging auch die Hauptstraße durch Mühlhausen, bis dieselbe über Kornwestheim geleitet wurde.[1] Mühlhausen hatte ehemals auch Marktgerechtigkeit; es wird sogar behauptet, daß es ein Reichsdorf gewesen sey. Die Behauptung stützt sich auf eine Stelle in Ertels Aurea praxis (Ausg. 1721 Bd. 1. S. 47), wo es heißt: „fast gleicher Condition, wie die vorher genannten Dörfer, deren Inwohner völlige Freiheit hergebracht haben, und keinen Gülten oder Frohndiensten unterworfen sind, waren vormals die Bauer in Altingen und Mühlhausen, welche Orte mundbare Flecken gewesen, die keinen Schutzherrn gehabt, sondern immediate unter dem Kaiser waren, nachgehends aber sich in den Würt. Schutz begeben haben.“ Allein allen Umständen nach wird hier Mühlhausen am Neckar mit Mühlhausen an der Enz verwechselt; von diesem


  1. Es geschah hauptsächlich von Herzog Christoph: 1561 befahl er, daß die inländischen Fuhrleute, die über Mühlhausen fahren, eingesperrt, die ausländischen niedergeworfen, ihnen die Pferde weggenommen und die Wagen zerschlagen werden sollen. Vorher hatte Karl V. Mühlhausen ein Weggelds-Privilegium gegeben, „weil die Fuhrleute auf der Prag fast stecken bleiben.“
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)