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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

hier macht. Die Pfarrkirche und das Pfarrhaus stehen ganz oben im Dorfe, etwas tiefer am Rande das sogenannte Mayereygebäude – der ehemalige Kloster Lorchische Hof – und unter diesem die vormalige Wohnung des Kloster Lorchischen Pflegers, jetzt Privat-Eigenthum des Freyherrn von König, mit einem schönen, an dem Abhang hinabziehenden Garten. Diese Gebäude zusammen bilden einen eben so malerischen, als freundlichen Anblick gegen das Canstatter Thal. Das Pfarrhaus wurde i. J. 1763 neu gebaut. Das Schulhaus und das Rathhaus sind seit 1819 in das Mayereygebäude verlegt. Im Jahr 1650 wurde zu Münster erstmals ein „Winterschulmeister“ aufgestellt.

Die Einwohner nähren sich theils von Weinbau, theils von Ackerbau und Viehzucht. Die Weinberge liefern theilweise einen vorzüglichen Wein. Die Feldgüter waren vormals großentheils herrschaftliches Eigenthum, und der Nahrungsstand war dadurch sehr beschränkt. Jetzt besitzt die Königl. Hofkammer noch 77 Mg. Waldungen auf der Markung. Neuerlich ist bey dem Ort ein Tuffsteinbruch eröffnet worden.

Münster gehörte ehemals größtentheils dem Kloster Lorch, stand aber von alten Zeiten her unter würtembergischer Vogtey. Das Kloster besaß hier außer einzelnen eigenthümlichen Gütern einen großen Hof und das Patronatrecht. Wie das Kloster zu dem Besitze gekommen, ist unbekannt: Münster scheint aber unter seine ersten Stiftungsgüter gehört zu haben. Das Kloster wurde 1102 von den Hohenstaufen gestiftet, und schon 1193 bewilligte ihm K. Heinrich VI. die alte abgangene Mühle (von deren Wehr man noch jetzt die Spuren im Neckar wahrnimmt) zu Münster. Leider ist die Urkunde nicht mehr vorhanden, sonst würde sich auch der noch frühere Besitzstand des Klosters erweisen, und derselbe vielleicht auf die Hohenstaufen zurückführen lassen. Im Jahr 1350 kaufte das Kloster noch Güter von den von Gundelfingen. Das Kloster hatte seinen eigenen Pfleger und Schultheißen. Neben dem letzteren war aber in älteren Zeiten auch

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)