Seite:OberamtCanstatt190.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

die griechische Kapelle steht, mit dem Bergzuge verbindet, und auf beiden Seiten steil abfällt. Seiner hohen Lage ungeachtet fehlt es dem Orte doch nicht an Quellwasser. Ob man Rotenberg oder Rothenberg schreiben, und den Namen also von Roden, rotten, oder von der Farbe des Bodens ableiten soll, ist zweifelhaft, die ältere und wahrscheinlich die richtigere Schreibart ist die erstere; Schmid leitet ihn in seinem Schwäb. Wörterbuch von Roth in der Bedeutung als Fluß ab. Der Ort hat eine Kirche und ein Rath- und Schulhaus. Die Kirche wurde 1755 neu erbaut. Sie ist Filialkirche von der Pfarrey Uhlbach, es werden aber alle Casualien und Sonn- und Festtags-Predigten darin gehalten, sie hat auch ihre eigene Stiftungspflege und ihr eigenes Begräbniß. Die Schule wird von dem Schulmeister zu Uhlbach durch einen Provisor versehen. Eine Industrie-Schule besteht seit 1823, durch Königliche Stiftung, im Nähen, Stricken etc.; an dem Unterricht dürfen auch die Kinder von Uhlbach Theil nehmen, s. u.

Die Einwohner sind ein fleißiges und gutartiges Volk, in deren Sitten und Charakter die Gebirgsnatur sich ausdrückt. Sie leben vom Weinbau, Obstzucht und dem Vieh. Die Weinberge liefern zum Theil ein ganz vorzügliches Gewächs. Äcker hat der Ort, außer einigen Morgen Neubrüchen, gar keine. Der Grasboden besteht in Baumgütern an steilen Abhängen. Die Markung ist, wie die Tabelle zeigt, verhältnißmäßig die kleinste im Oberamte. Übrigens besitzen die Rotenberger auch noch Weinberge auf Untertürkheimer Markung. Hinter dem Dorfe befindet sich ein Steinbruch von den vorzüglichsten Werksteinen, der dem Bau der griechischen Kapelle, die großentheils davon aufgeführt ist, sehr zu statten kam, außerdem aber der Lage wegen wenig Benutzung findet.

Eine große Unterstützung für den Ort ist, bey seinen beschränkten Verhältnissen, die von S. M. dem jetzt regierenden König aus Veranlassung der Erbauung der griechischen Capelle am 9. Januar – dem Todestag der

Empfohlene Zitierweise:
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)