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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

verewigten Königin Catharina – 1823 gemachte Stiftung. Sie besteht in 4000 fl., von deren jährlichen Zinsen höchster Entschließung gemäß 1) der jeweilige Schulprovisor 30 fl. Zulage genießt, die Heiligenpflege 100 fl. erhält, und 3) auf eine Industrie-Schule 70 fl. verwendet werden.

Die Geschichte des Örtchens steht in genauem Zusammenhang mit der alten Stammburg Würtemberg, welche dabey gestanden hatte. Es ist zwar auffallend, daß Schloß und Dorf zweyerley Namen führten: aber man hat deßwegen nicht nöthig, das letztere für älter zu halten. Offenbar war das Dorf blos ein Anhang und sein Ursprung blos eine Wirkung von dem Schloße. Die Häuser mögen „auf dem Rotenberg“ genannt worden seyn, wie die weiter unten liegenden „im Uhlbach“ genannt wurden, während der Berg, auf welchem das Schloß stand, der Würtemberg, vielleicht „der Wirthin Berg“ hieß. Ursprünglich hatte Rotenberg auch keine eigene Markung, sondern diese entstand erst durch Waldausrodungen, durch Erwerbung von Schloßgütern, und durch theilweise Absonderung von der Markung von Unter-Türkheim, womit Rotenberg ehemals verbunden war. Auf eine weitere Verbindung weist außer dem gemeinschaftlichen Burg- oder Betwein auch das oben angeführte Lagerbuch hin, wonach „der Weiler Rotenberg mit allen Gedingen und Sachen in das Gericht zu Unter-Türkheim“ gehörte.

Als unmittelbare Angehörige des Schloßes Würtemberg und seiner Herren, genossen die Rotenberger ehemals bedeutende Freyheiten, namentlich Freyheit von Steuern, von Umgeld und andern Abgaben und vom Kriegsdienste. Sie hatten dagegen das Schloß zu bewachen und bildeten in gewisser Art die stehende Besatzung desselben, wie sie denn bis auf diese Stunde die Feuer-Lärm-Kanone, welche sonst auf dem Schloße stand, und nun unter der Capelle steht, zu bedienen und alle Nacht (zwey Mann vor und zwey Mann nach Mitternacht) Wache zu halten haben. Diese Freyheiten und Verbindlichkeiten hatten die Rotenberger von den ältesten Zeiten her. Sie wurden bestätigt durch den

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)