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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Zeiten sich dergestalt geändert haben, daß viele Sachen nicht mehr in dem alten Stand gelassen werden können:“ so sollen die von Rotenberg künftig statt der bisher zu der Vogtey Canstatt gereichten jährlichen Steuer von 14 fl. 17 kr. geben jährlich 50 fl. auf Martini. Dagegen aber soll der 20te oder 10te Schatzungspfenning nachgelassen seyn.“ Dabey blieb es denn auch bis auf die neuern Zeiten; nun aber wurden 1806 die Steuerfreyheit und die Militär-Dienst-Freyheit und dann 1819 auch die Umgelds-Freyheit aufgehoben, und es blieb jetzt der Gemeinde nur die Jagd-Frohn-Freyheit und die, gleichwohl von der Amtskörperschaft neuerlich angefochtene, Befreyung von den Amtsvergleichungs- d. h. von Einquartirungs-Kosten. Dagegen behielt sie die Last des Wachdienstes und der Bedienung der Lärmkanone. Dieser Verlust ging natürlich der Gemeinde lange nach, und er ist zum Theil Ursache, daß die Einwohner sowohl, als die Gemeinde-Körperschaft sich neuerlich nicht in den besten Umständen befinden.

An den Zehenten und Gefällen hatten ehemals auch das Domkapitel Constanz von den alten Patronats-Verhältnissen her und das Kloster Zwiefalten, und durch Belehnung auch die von Rechberg, und die von Thumb besitzen, wie oben gezeigt ist, noch jetzt einen Theil der Wein-Gefälle. Zwiefalten hatte auch eigenthümliche Güter (s. Unter-Türkheim): 1340 überließ das Kloster den Bürgern zu R. gegen einen jährlichen ewigen Zins seinen Wald, Münchholz genannt, auf dem Berge Buchberg, mit dem Vorbehalt, das zu des Klosters Weinbergen und Gütern nöthige Holz hauen zu dürfen.

Eine besondere Merkwürdigkeit von Rotenberg ist:

Die griechische Kapelle, die auf dem oben erwähnten Berghügel bey dem Dorfe steht, und die Ruhestätte der verewigten Königin Catharina enthält. Sie wird gemeiniglich die „Kapelle auf dem rothen Berg" genannt, würde aber richtiger „die Kapelle auf Würtemberg" genannt, da sehr wahrscheinlich nicht blos das Schloß, sondern auch

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)