Seite:OberamtCanstatt211.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

ein abgegangener Hof, der gegen Rommelshausen und Felbach hin gelegen hatte, und dessen Name sich noch in einer schongenannten Hardtkelter und in den Gütern erhalten hat, die zu dem Hofe gehört hatten. In den Lagerbüchern findet man auch noch Spuren von einem abgegangenen Orte Namens „Lindhalden.“ Ein Vertrag von Lichtmeß 1508 beginnt: Wir die Schultheißen, Heimbürger, Gericht und Gemeinden dieser hernach benannten Dörfer und Flecken, mit Namen zu Endersbach, Strümpfelbach, Stetten, Lobenroth und Lindhalten bekennen etc. Der Ort lag vermuthlich auf der Höhe zwischen Stetten und Strümpfelbach, ein Weinberg führt noch den Namen Lindhalden.

Von den Weinbergen bey Stetten sehen noch die Ruinen eines Schlosses auf das Dorf herab, das bald Oberstetten, bald Yberg genannt wird, jedoch ohne hinreichenden Grund. Es steht fast noch die ganze Schale des steinernen Gebäudes da, der verfaulte Dachstuhl wurde erst 1759 abgebrochen. Nach den Überresten zu schließen, war es ein einfaches Haus ohne Mauern und Graben. Wann und von wem es gebaut worden, ist nicht bekannt; sehr alt kann es nach der Bauart nicht seyn; der Sage nach soll es von einem Herrn von Liebenstein, also erst in der Mitte des 17ten Jahrhunderts erbaut worden seyn, vermuthlich aber steht es auf dem Grund eines ältern Schlosses, das vielleicht der Sitz der Herren von Stetten und vielleicht auch der von Yberg war, s. u. Conrad von Thumb kauft i. J. 1507 von Dietrich v. Weiler um 1200 fl. Stetten, das Schlößlein, ob dem Dorf Stetten gelegen, samt dem Dorf Aichelberg, wie es sein, Dietrichs, Vater von Herrn Hansen Truchseßen v. Stetten Wittwe an sich gekauft hat. In seiner jetzigen Gestalt scheint das Schloß nicht einmal vollendet worden zu seyn; denn in einem Lagerbuch von 1683 wird unter den herrschaftlichen Gütern und Gebäuden aufgeführt: „das Bergschlößlein, ein altes ohnausgebautes Schlößlen oder Hauß auf dem Berg bey den Steingruben etc."

Empfohlene Zitierweise:
Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)