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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

mit Milch, Obst und andern Lebensmitteln, gebrannten Wassern, Weiden etc. manchen Verdienst. Die Weinberge sind sehr ergiebig, liefern freylich, theils wegen des Saamens, theils wegen der größtentheils nördlichen Lage, nicht den vorzüglichsten Wein. In ältern Zeiten aber stand der Wangener Wein, wie vorn S. 63 gezeigt ist, in großem Rufe. Der Gemeindezustand ist gut, die Gemeinde besitzt auch einiges Grundeigenthum, hauptsächlich Waldungen; die Stiftungspflege gehört zu den vermöglicheren. Seit 1828 hat der Ort Marktgerechtigkeit.

Wangen ist ein alter Würtemb. Ort; es gehörte ehemals mit Roracker zu dem Pfarrsprengel der Altenburger Kirche zu Canstatt, hatte jedoch schon 1321 und wer weiß, wie lange vorher? seine eigene Kirche und seinen Pfarrgeistlichen, wovon Roracker bis 1447 Unter-Filial war, s. Canstatt. Zur Zeit der Reformation kommt sogar neben dem Pfarrer noch ein Kaplan oder Frühmesser vor.

An den Gütern und Gefällen hatten ehemals auch Rechberg und A. Theil, (s. Hedelfingen).[1] Das Kloster Bebenhausen kommt schon 1229 mit Gütern zu W. vor, (Besold 374) an dasselbe Kloster verkaufen 1282 Heinrich und Friedrich von Ächterdingen alle ihre Rechte und 1290 Marquart von Ächterdingen die Laienzehnten zu W. cum consensu Dominorum suorum Gottfridi de


  1. Die von Rechberg hatten außer verschiedenen Gülten und andern Gefällen auch einen eigenthümlichen Hof zu W., wozu Haus und Scheuer, 2 M. Baumgarten, 17 M. Äcker, 4 Tagwerk Wiesen, 11/2 M. Weinberge nebst 1/3 des Fruchtzehnten gehörten. 1420 verliehen sie den Hof als Erblehen an einen Bürger von Wangen, Namens Wenzelhauser (oder Wernshauser). Nach dem Tode des Lehensmann entstand Streit mit dessen Sohne, der endlich dahin führte, daß das Gut dem letzteren 1477 gegen Bezahlung einer Summe von 25 fl. an den Lehensherrn als Eigenthum zugesprochen wurde, jedoch mit der Verpflichtung zur Entrichtung der jährlichen Gülten. Nicht viel glücklicher war Rechberg mit andern Rechten und Gefällen zu W. Durch nachläßige Verwaltung war es so weit gekommen, daß, als man eine Renovation der Gefälle vornahm, man bey vielen weder Güter noch Zinspflichtige mehr ausfindig machen konnte.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)