Seite:OberamtEllwangen 050.jpg

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Die Landschaft.

Der Bezirk zerfällt gemäß dem Aufbau seiner Gebirgsarten in drei scharfgeschiedene Massen: in die vielzerschnittene sandreiche Waldgegend des Keupers, der fast den ganzen Westen und Norden umfaßt, in die thonreiche Hochfläche des schwarzen Jurakalks (Lias) besonders im Osten, und in das grus- und steinreiche Gehügel des braunen und weißen Jurakalks der schwäbischen Alb im Süden. Starke dunkle Wälder, meist Nadelholz, bedecken wenig unterbrochen das erstgenannte, über die Hälfte des ganzen Bezirks umfassende Gebiet, dessen sandige Hügel, durchrissen von tief in weiche Mergelschichten eingegrabenen Thalschluchten, bis zu 578 m ansteigen, und wo ihre Wälder gelichtet sind, einen Blick über ein riesengroßes Waldmeer und hinüber an die blauen Berge der schwäbischen Alb und weiter östlich an die des Riesrandes eröffnen.

Wenige geschlossene Ortschaften, meist vereinödete Weiler und Höfe beleben den großen Wald, worin nur schmale Streifen mit Wiesengrund oder Getreidefeld. Eine Menge voll und rasch fließender Bäche, zu Seiten überall kleinere Wasserstränge aus den Schluchten (Klingen) aufnehmend, durchfurchen meist in südnördlicher Richtung den Wald und geben in geschützten Thalmulden den größeren Ansiedlungen Raum. Der viele Regen, der sich um die Waldberge hängt, läßt auch auf dem Sandboden die Bäume prächtig gedeihen und überall mit stolzem Wuchs empfangen uns die Wälder, immer noch durch zahlreiches Wild, besonders Rehe, bevölkert. Die Luft dieses Hochlandes, herwehend über einen bis gegen den Neckar hin sich ausbreitenden Waldgürtel und aufsteigend aus den tiefen schattigen mit riesigen Tannen besetzten Schluchten, ist rein und würzig, wie selten sonstwo.

Als Mittelpunkt dieses Theils des Oberamts hebt sich beherrschend die glatt und feingezogene Pyramide des Hohenberg (569 m) und bietet von ihrem, mit altersgrauer Kirche bekrönten Scheitel einen Blick über all das Waldgewirr bis an ferne Gebirgshöhen ringsum. Nach Osten zu sieht man den Schönenberg bei Ellwangen und die Ellenberger Platte mit dem 578 m hohen Hornberg sich gerade gegenüber, nur durch die Waldgründe der Jagst getrennt, dahinter die weißen Jurakalkstirnen des Hahnenkamm und Hesselberg in Bayern. Nach Süden erschaut man von Baldern und dem Ipf an alle die hervorstehenden Köpfe

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)