Seite:OberamtEllwangen 053.jpg

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Schloß und Schönenberg bieten prächtige Aussichten über Ellwangen hin mit seinen stolzen Gebäuden, großen alten Bäumen, besonders Linden, und über die Wiesenhänge des Thals mit seinen Tannenschopfhügeln hin bis an die Alb. Das Schloß selbst thront breitbeherrschend wieder neben herrlichsten Lindenbäumen, die mit ihren Wipfeln so hoch wie die Schloßdächer steigen.

Der Punkte, von denen aus der Anblick der Stadt uns entzückt, giebt es viele. Sei es, daß wir im sattgrünen Wiesenthal bei Rothenbach stehen und aus der Ebene hinanblicken zu ihren malerisch sich zusammendrängenden Monumentalbauten, daß wir herabschauen vom Buchenberg oder Schönenberg, oder aus der Ferne, daß wir dort ruhen auf der Höhe bei Schwenningen in rothblühendem Haidekraut unter pinienartigen Föhren, und schon in blaulicher Luft die Stadt sehen auf dem Hügel im Thal, stolz überragt durch das Schloß und die Schönenbergkirche, oder noch weiter, von der Höhe bei Neuler herab, wo der ganze Thalkessel vor uns lieblich sich ausweitet. Endlich von der nicht hohen aber ganz ins Jagstthal hereinlangenden Rinderburg, dem ehemaligen Römerkastell beim Schafhof, aus, wo um die Stadt und ihre Bauwerke die Hügel und Vorhügel des Thals, dahinter die Alb, wie zu künstlerischer Landschaft zusammen geordnet erscheinen.

Ein schöner lauschiger Ort ist auch zwischen den Seen unter dem Schloßberg, gleich östlich der Stadt, die umstanden sind von prächtigen Eichbäumen: die Stadt ist verdeckt, man sieht nur die drei Thurmspitzen der Veitskirche.

Ellwangen liegt, wie schon bemerkt, am Südsaum des riesigen Waldgürtels, der von Südwest nach Nordost sich umherbreitet, die schönen Thäler der Bühler, der blinden Roth, der Jagst und der östlich nach der Wörnitz abfließenden Rothach umfangend, in der Nähe von Ellenberg mit der höchsten Erhebung (578 m) und mit ausgedehnten Fernsichten. Dieser nordöstliche Theil ist weniger tief von Schluchten zernagt, aber durchlöchert von vielen Seespiegeln, wie um die Nähe der alten Reichsstadt Dinkelsbühl anzuzeigen, wohin auch manche dieser Wälder und Weiher z. Th. heute noch gehören. Dinkelsbühl, jetzt still und wenig verkehrsam, war in alter Zeit eine große Stadt und wirkte bestimmend weit herein in den Ellwanger Wald; sein Anblick rundet unser Landschaftsbild ab in bedeutsamer Weise. Von den östlichen Höhen aus sieht man die Stadt mit ihren zahlreichen Thürmen aufschimmern im Sonnenlicht

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 053. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)