Seite:OberamtEllwangen 055.jpg

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mit langen stattlichen Bauernhäusern liegen auf dieser Liasfläche, auf luftiger Höhe oder gegen den Nordwind geschützt in flachen Thalmulden. Die alte römische Grenzwehr lief mitten durch diesen hochgelegenen Theil des Bezirks und hinterließ uns auch einige landschaftlich wirkende Reste; es sind jene auf den höchsten Höhen hinter dem Wall aufgethürmten „Burstel,“ künstlich aufgeschüttete, von einem Ringwall und Ringgraben umgebene Berge, die noch jetzt grabhügelartig aufragen und prächtige Rundsicht gewähren. Leider wurde der höchstgelegene dieser Burgställe, der beim Freihof (550 m) abgetragen. – Der Haupttheil dieser Liashochebene breitet sich östlich vom Jagstthal aus und erreicht eine seiner höchsten Erhebungen an der Ostgrenze, zugleich Landesgrenze bei Bergheim (mit 563 m). Hier wieder mit weiten Aussichten über den „Sand“, über den großen Öttinger Forst und an den fränkischen Jura (Hahnenkamm).

Auch links der Jagst liegen einige größere Fetzen dieser Hochfläche und reichen bis zu dem die Westgrenze des Bezirks bildenden tiefen Waldthal der nordsüdlich strömenden blinden Roth. Auch hier treffliche Fernsichten, besonders bei Bronnen, Leinenfirst und von dem schönsten, höchsten und nördlichsten Punkt, dem schon mitten im Keuperland stehenden Schönberg (568 m) aus. Man sieht hoch über das ungeheure von tiefen und langen Thälern und vielen Bergkuppen durchgegliederte dunkle Waldgebiet und die schlimmernden Leinhöhen an die blauen Albberge hin. Scharf trennt sich das Gewirr durch das großgeschlängelte, von Südosten nach Nordwesten[ER 1] sich hindurchdrängende Hauptthal des Kochers, aus dessen Waldbergen Schlösser und Burgen vorglänzen. Und überall wieder haftet der Blick am längsten an den drei hochedlen Umrissen der drei freistehenden Kaiserberge, Stuifen, Rechberg, Staufen, die einen wahrhaft idealen Zug in diese Landschaften bringen.

Westlich vom Schönberg über das Bühlerthal hinüber gegen den Altenberg (563 m) hin, ist lauter Keuperland, und eine tiefernste Stimmung überkommt den Wanderer in diesen vom Verkehr nie betretenen, durch Schluchten fast unzugänglich zerrissenen Waldgründen, menschenarm und still, wo kaum ein Vogel mehr wohnt, wo nur uralte Hochstraßen hindurchsetzen und als gewaltige Marksteine die beiden Berge ihre Häupter breit aus dem Waldmeer hervorstrecken. Auf ihnen, die wohl viele Jahrhunderte schon als Ackerland benützt, jetzt wieder zu Wald werden, genießt man ringshin Aussichten von erhabenster Ruhe und Größe.

Errata

  1. S. 55 Z. 16 v. u. l. von Südosten nach Nordwesten. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite XV.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 055. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)