Seite:OberamtEllwangen 178.jpg

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Es ist dies seit 1630 auf Veranlassung der Jesuiten eingeführt worden. Diese durch ihren prachtvollen Ton ausgezeichnete Glocke wird auch an hohen Festtagen geläutet.

Ellwanger Sprichwörter. Nach und von Ellwangen geht Niemand gern. – Unter dem Krummstab ist gut wohnen. – Der hat einen Schädel wie der Propst von Ellwangen. – Wenn’s wehren nichts mehr hilft, dann frißt man mit wie’s Fuggers Hund. (Derselbe soll dressirt gewesen sein und habe das Fleisch allein in der Hofmetzig geholt. Nachdem er aber einmal von anderen Hunden angefallen und die Beute ihm aus dem Korbe entrissen worden, habe er auch mitgefressen.)

Hausnamen von Ellwangen, die eigen waren und noch da sind: Bartelweber, Koblenzerschlosser, Hellerschlosser, Eicheleskrämer, Stoffeleskrämer, Franzosenkrämer, Safferkrämer, Blaufußbeck, Eggelesbeck, Beckabäbele, Beckanaze; Metzger, als: Zinkenhans, Zinkentone, Pariserschneider, Lissabonerschuster, Welschenbaltle etc. Ebenso waren die Bediensteten vom Kapitel betitelt: Kapitelsschlosser, Kapitelsfischer, Kapitelszimmermann etc. und die fürstlichen Bediensteten ebenso: als Hofapotheker, Hofbeck, Hofmaler, Hofmetzger, Hofschmied, Hoffischer, Hofschneider.

Italienische Namen waren hier: Zucki, Gabelar, Sanantoni, Fackano, Madelon, Cortun.

In Bühlerthann pflegt bei Hochzeiten Bräutigam und Braut Geld unter die Schuljugend zu werfen.

Neuler. Zur Faschingszeit sind noch öffentliche Maskenzüge; an Pfingsten ist das sog. Pfingstreiten von jungen Burschen.

In Rosenberg war der Huttanz immer am ersten Sonntag nach der Kirchweih. Man tanzt auf einer Wiese, indem jeder einen Stock, an den ein Bändel geknüpft ist, in die Hand bekommt und damit einmal herumtanzt. Zugleich ist ein Pistol geladen und ein brennender Schwamm liegt daran. Wer den Stock beim Losgehen des Schusses in der Hand hat, gewinnt den Hut. (Meier, S. 449.)

Über die nach Honhardt gehörenden Parzellen s. u. in der Ortsbeschreibung von Hummelsweiler.

Schwabsberg. Die Wallfahrt zur Kapelle zum hl. Blut in Schwenningen wurde früher sehr stark besucht, besonders von Pferdebesitzern, weil diesem Wallfahrtsorte eine besondere Kraft hinsichtlich der Pferde zukommt, damit sie nicht erkranken, oder wenn sie es sind, wieder geheilt werden. Auch noch jetzt (1840) wird von den Bauern der Umgegend am Pfingstmontage jeden Jahrs diese Kapelle besucht und Opfer, besonders Früchte, niedergelegt. (Hillersche Chr. III.)

In Schrezheim wird noch jedes Jahr der Maibaum aufgerichtet. Vor 40–50 Jahren waren in Unterschneidheim noch Huttänze und Tellertänze. In Walxheim finden sich noch Spuren des sog. Steffesreitens, d. i. Ausreiten Lediger am Stefanstag bis an die Markungsgrenze.

Westhausen. Am Neujahrsabend (Sylvester) kommen aus der Umgegend Bursche mit jungen Pferden, die auf den kalten Markt (am ersten Montag nach Dreikönig) nach Ellwangen müssen, zu der nordwestlich von dem Ort gelegenen Sylvesterkapelle, reiten um die Kapelle und dann wieder heim; zugleich wird hier gedroschene Frucht (Dinkel) geopfert, was einen Erlös von 20–30 M. gibt.

Bezeichnend für die Sittenzustände im vorigen Jahrhundert ist

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)