Seite:OberamtEllwangen 181.jpg

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zwei Arten unterscheiden: die Ellwanger und die Rieser Tracht, letztere im Südosten des Bezirks, welche aber beide, wie wir gleich sehen werden, vieles Gemeinsame haben.

In Bühlerzell, Neuler, Schwabsberg besteht die Tracht beim männlichen Geschlecht in schwarzen kurzen Lederhosen, langen Stiefeln mit weichen Schäften bis über die Kniee, rother Scharlachweste mit weißblanken Knöpfen, einem blauen langen Tuchrock mit schwarzen Knöpfen oder einem Wamms von gleichem Stoff mit blanken Knöpfen, niederem rundem Hut oder einer Kappe von Fischotterbräm, in Bühlerzell auch Dreispitze. Beim weiblichen Geschlecht in rothem Wollrock, bunter Schürze, schwarzem Wamms mit hinten breiten, vorn eng werdenden Ärmeln, buntem oder schwarzem Seidehalstuch, auf dem meist eine lange Silberkette mit Kreuz- oder Münzbehäng als Schmuck liegt, einer meist nur den Hinterkopf deckenden schwarzen Seidenhaube, mit goldener oder dergl. gestickter Nische, und breiten schwarzen Seidebändern den Rücken entlang. Ähnlich nur etwas schlichter ist die Tracht in Pfahlheim, Rindelbach, Röhlingen, Thannhausen: bei den Männern schwarzer Filzhut oder auch noch der Dreispitz, dunkelbrauner oder grüner langer Tuchrock, rothtuchenen Weste mit großen Knöpfen, schwarze kurze Lederhosen und lange Stiefel, bei den Weibern schwarze Bändelhauben, Radhauben, schwarzes Wamms mit weiten Ärmeln und rothwollene Röcke, bunte (grüne, blaue) oder schwarze Schürze.

Die sog. Rieser Tracht erinnert in Vielem an die eben beschriebenen; sie ist in den katholischen Orten des Bezirks, in Geißlingen, Nordhausen, Unterschneidheim, Unterwilflingen, Zipplingen, Zöbingen folgende: die Männer tragen Troddelkappe, einen langen Rock bis an die Knöchel, rothe Weste, schwarze Lederhosen, lange Stiefel oder auch Schuhe und dann weiße Strümpfe bis an die Kniee. An Festtagen sind noch ein paar Dreispitze zu sehen. Die Weiber tragen schwarze Kappen mit langen Bändeln und rothen gefältelten Rock. Etwas weniger bunt ist die Tracht in den beiden protestantischen Dörfern Benzenzimmern und Walxheim. In Benzenzimmern tragen die Männer schwarze Lederhosen, hohe Stiefel, Sammtwesten mit weißen neusilbernen Knöpfen und lange tuchene Röcke. Die Weiber dicke wollene Röcke und lange Bändelkappen. In Walxheim haben die Männer kurzes Manchesterwamms und ganz geschlossene Westen mit Rollknöpfen, schwarze Lederhosen, lange bis über die Knie reichende Stiefel, eine dunkle Pelzkappe oder dunklen niederen runden Hut, die Weiber gehen in dunkler wollener Jacke und Rock, und der Bändelkappe.

Anziehend schildert der im bayr. Riesdorf Ebermergen geborene Schriftsteller und Dichter Melchior Meyr die Riesertracht (Bavaria II S. 862 ff.) „Der Bauerbursch, wenn er im Staat ist, trägt eng anliegende mackellos schwarze hirschlederne Hosen und hohe übers Knie hinaufgehende ebenfalls anliegende Stiefel. Die Weste oder das „Leible“ ist meist von Manchester, schwarzem oder buntem, und ganz zugeknöpft; das Halstuch von Seide und großentheils von dem anliegenden Hemdkragen bedeckt. Bei feierlichen Gelegenheiten wird der schwarze Barchentkittel angezogen und der gleichfarbige Schaufelhut (Dreispitz) aufgesetzt. Zur festlichen Unterhaltung, zum Gang ins Wirthshaus oder auch „über Feld“ vertauscht der junge Mann den Kittel mit der „Juppe“ (Jacke) und den Hut mit der Pelzkappe. Bei der Juppe war sonst auch Manchester

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)