Seite:OberamtEllwangen 182.jpg

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beliebt; und es läßt sich nicht leugnen, daß dunkelgrüner oder schwarzer mit versilberten Knöpfen sich gar schön ausnahm. Gegenwärtig zieht man dunkelblaues Tuch vor, und der Bursche braucht nicht eben reich zu sein, um sich dazu feines und glänzendes anzuschaffen. Die Pelzkappe ist gleich geblieben. Den Pelz liefert die Fischotter, der vordere Theil, der die Stirn bedeckt, überragt den andern und ist um so höher, je mehr der Mann gilt oder gelten will. Denkt man sich eine solche Kappe – von dunkelgrünem Sammt mit seidner Quaste, den der Pelz umrahmt – flott auf –, nämlich ein wenig aufs rechte Ohr gesetzt und gibt man dem Burschen den braunen, reich mit Silber beschlagenen Ulmer Pfeifenkopf in den Mund, so leuchtet ein, daß er auch in dieser Verwandlung nicht nur seiner Geliebten, sondern jedem wohlwollenden Auge gefallen muß“. Über die Tracht der Rieserinnen schreibt Meyr unter Anderem: „Der charakteristische Kopfputz der Rieserinnen ist das althergebrachte Häubchen; in seiner Einfachheit so wohlstehend, daß sie klug genug waren, es festzuhalten. Es bedeckte früher das Hinterhaupt und fügte sich den Linien desselben und des abschließenden Haarbundes oder „Schoppels“ an; jetzt ist es möglichst weit nach hinten gerückt und sitzt, recht kokett fast ganz auf dem Haarbund. Hinten befindet sich ein ovales „Bödele“, das an den feinsten silbern oder golden ist. Sonst besteht das festliche aus schwarzem Atlas und ist mit gleichstoffigen Bändern unter dem Kinn festgeknüpft. Bei feierlichen Anlässen, namentlich auf Hochzeiten, trägt man immer noch die sogenannte Spitzenhaube, an der nämlich die unmittelbare Kopfbedeckung radähnlich von Spitzen umgeben ist, die den Zwischenraum zwischen dieser und einem oben herumlaufenden Draht ausfüllen. Auf dem Hinterkopf sich erhebend, von einer Schulter zur andern gehend, verleiht dieser Heiligenschein von Spitzen, die nicht senkrecht stehen, sondern von der eigentlichen Haube, wo sie angenäht sind, zum weiter vorstehenden Draht einen eleganten Schwung in einer Wellenlinie nehmen, dem stattlichen Weib ein imposantes Aussehen, um so mehr wenn, unter dem Kinn geschlungen, breite und lange Atlasbänder die Brust herabwallen.“

Die Ellwanger städtische Tracht war (nach Stadtpfleger Richter) noch bis zum Jahre 1816–17 Überrest vom Rococco: kurze Hosen mit kleinem Latz, an der Außenseite am Knie drei Knöpfe und Schnallen enganliegend, größtentheils bei Wohlhabenden schwarzseidene, bei den gewöhnlichen Bürgern wollene oder leinene Strümpfe, Schnallenschuhe mit Absätzen. Der Rock von Tuch, welches aber damals noch keine Appretur hatte, auch von Krepp (eine Art Wollstoff), bei weniger bemittelten Halbwolle und Halbbaumwolle; der Schnitt einreihig ohne Taille, außen große Batten (große Taschendeckel). Von fürstlichen Beamten und einem Theil des Überrestes vom Domkapitel wurde diese Kleidung noch bis in die 1820er Jahre getragen.

Bei dem weiblichen Geschlechte spielte damals schon die Krinoline eine Hauptrolle, welche aber bei der Übergangsperiode in den moderneren Styl hinwegfiel. Bei den Männern reihte sich der lange 2 reihige Rock an ohne Taille, ein hoher breiter umliegender Kragen, die engen Ärmel aber hielten sich noch, nur daß die Auf- und Umschläge an denselben fest darauf waren und an der Außennaht ein Schlitz mit Knöpfen und Knopflöchern. Die kurzen Hosen wurden allmählig abgeschafft und man trug lange, gerade geschnitten, abwechselnd mit großem und kleinem Latz. Die

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)