Seite:OberamtEllwangen 192.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ries mäər) mehr, nemme nimmer, non und nor nur. – er dəult me dauert mich.

s wird, wie überhaupt schw., vor k (maschkər f. maskirte Person), p und t zu sch verdickt, ausgenommen in Zusammensetzungen (z. B. austreiben) und, wenn nach dem s ein Vokal synkopirt ist: bâscht Bast, mîscht Mist, môscht Most, aber: er grâst graset, lîst liest, lôst „loset“ d. h. lauscht und glôst gelauscht, råest reist, rəißt reißt, isst ißt, misst mißt, passt paßt. Konsequent verfährt die schw. Mundart mit s hinter r; sie hat nicht nur der Hirsch, die Kirsche, Birsch, Bursch etc., sondern auch hîrsch m. Hirse, färschə Ferse, wêrscheng Wirsing, urschəl Ursula, andərscht anders (Adv.), bärschbach Beersbach. Zischlaute fließen bei synkopirtem e in einen zusammen: du lîscht liesest, rəischt reißest, råescht reisest, wåescht weißt, wischt wischest. – zällərle n. Sellerie. – Oft wa was, als unbetontes Fragewort.

w ist bewahrt in gruəwə (anderwärts gruəbə) ruhen, ebenso in ärwəs, s. unter b. Häufig lêb neben lêw Löwe, aber „em lêə“ in der Löwenwirthschaft, lêwirt Löwenwirt; zuweilen bromm denn net warum denn nicht, als kräftige Bejahung. mille n. Willa (Ortsname). salfäət n. (zweite Silbe betont) Serviette.

z. äsə ätzen, zu essen geben.

Die Silbe mit dem Hochton bekommt, wie in anderen Mundarten, über die übrigen Silben desselben Wortes, häufig auch benachbarter Wörtchen, eine solche Übergewalt, daß sie die Laute derselben abschwächt, farblos macht, oft ganz vernichtet. Nicht nur die Umlautung, Verkümmerung oder völlige Ausstoßung der Vokale, sondern auch das Ineinandermischen und -schleifen der Konsonanten u. s. w. geht mitunter so weit, daß man kein Deutsch mehr zu hören glaubt: håsch hast du es, nå kanschtsənə dann kannst du es ihnen, dêschdərə man das ist dir ein Mann, ontərschîbərsche unter sich über sich, das Untere nach oben gekehrt, hentərəfîr und hentərschefîrsche das Hintere nach vorne gekehrt, überhaupt verkehrt, jenes auch geistig, u. dgl.

Eigenheiten der Deklination der Nomina und der Pronomina, der Wortbildung und des Satzbaues besonders hervorzuheben, müssen wir uns mit Rücksicht auf den hier gebotenen Raum versagen und fügen nur noch einiges aus der Konjugation an, hauptsächlich der sog. unregelmäßigen Verben.

Hin und wieder sind alte Formen erhalten: es hat bronnə gebrannt, aber er hat anenbrennt, er ist âbrennt. Manche Formen sind unorganisch gebildet durch Übergreifen in die starke Konjugation: glîda geläutet, dischə getauscht und getäuscht, zondə gezündet, gfårchtə gefürchtet (letzteres auch im Mhd.). Unorganischer Umlaut findet statt in i brîcht brauchte, hätte nöthig, freilich dafür sehr gerne Umschreibung: i dät brəuchə.

sein sanen: i ben, de bischt, ər ischt; mr (Lauchheim ons), dr, sə sent; Konj. und Imperat. səi; Kondit. wär. Part. gwässt (und gwäsə). Fragend: benne, bischt, ischtr, semmər, sentər, sents. stehen schtande: schtant, schtåscht (kurz å), schtått; schtandet. Konj. 2 u. 3. schtandəscht, schtant. Kond. schtenannt. Imperat. schtant. Part. gschtandə. gehen gangə: gang, gåscht (kurz å), gått, gangət (Ries se gonnt). Konj. 2 u. 3. gangəscht, gang. Kond. genanng. Part. gangə. lassen låssə: låss låscht (kurz), låsst, lenannt

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_192.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)